Predigten aus dem Leben gehalten von :

Pfarrer Lothar Klinges,
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Predigten in der Weihnachtszeit - Lesejahr C
Fest der Heiligen Familie

Lk 2,22-40
28. Dezember 2003

Es kam für die Eltern Jesu der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihn, gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels, und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe. Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel. Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden. Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen. Damals lebte auch eine Prophetin namens Hanna, eine Tochter Penuels, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. In diesem Augenblick nun trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. Das Kind wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit, und seine Gnade ruhte auf ihm. (Lk 2,22-40)

Liebe Mitchristen,

Am Sonntag nach Weihnachten feiern wir das Fest der Heiligen Familie. Es gibt viele kitschige Bilder dieser heiligen Familie, die dann Vorbilder für das Zusammenleben unserer christlichen Familien wurden. Solche Bilder hinterlassen einen faden Geschmack. Da scheint alles zu idyllisch und harmonisch zu sein.

Doch die BIBEL zeichnet uns ein anderes Bild der Familie Jesu. Das beginnt mit der Geburt, die in ärmlichen Verhältnissen stattfand, außerhalb der menschlichen Gemeinschaft, in einem Stall. Das setzt sich fort in dem Befehl, sofort in die Fremde zu fliehen, weil Herodes das Kind verfolgt. Die Familie ist von Anfang an bedroht. Die Schwierigkeiten, eine heile Familie zu sein, kommen in der Geschichte vom zwölfjährigen Jesus zum Ausdruck, der im Tempel mit den Schriftgelehrten diskutiert, ohne auf die Ängste der Eltern zu achten. Er ist nicht der brave Junge, der genau tut, was die Eltern von ihm wollen. Er hört auf das eigene Herz, und er tut das, was er darin als richtig erspürt, was er als Willen des Vaters erkennt.

Als die Eltern ihn nach dreitägigem Suchen endlich im Tempel finden, stellen sie ihm die vorwurfsvolle Frage: "Kind, wie konntest du uns das antun?" Jesus scheint in seiner Antwort nicht sehr viel Mitgefühl zu haben. Für ihn ist es selbstverständlich, dass er im Hause seines Vaters ist. In seiner Frage: "Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?" liegt ein leiser Vorwurf. Die Mutter spürt die Fremdheit des Sohnes. Sie versteht ihn nicht. Sie spürt, dass sie ihn freigeben muss, dass er seinen Weg gehen wird, den sie nicht mehr beeinflussen kann.

Wohl zu keiner anderen Zeit des Jahres sehnen sich die Menschen nach einer heilen Familie wie an Weihnachten. Sie möchten Weihnachten als Familienfest feiern. Aber zugleich spüren sie, dass es nicht gelingt. Die Erwartungen sind zu hoch. Und so stört jede Meinungsverschiedenheit sofort den Familienfrieden. Die Kinder spüren die Verlogenheit. Es gibt keine heile Familie, und sie lässt sich auch nicht nur kurz an Weihnachten herstellen. Lukas zeigt uns in der Szene des zwölfjährigen Jesus, dass die Familie als ganze auch heute immer wieder durch die Erfahrung von Unverständnis und Fremdheit schreiten muss. Familie wird nur möglich, wenn sich ihre Mitglieder gemeinsam auf das Geheimnis einlassen, das sie übersteigt. Wenn sie an Weihnachten nicht um sich kreist, sondern das Fest und sein Geheimnis bewusst wahrnimmt. Und jeder, in der biblischen Geschichte wie heute, hat sein eigenes Geheimnis. Maria behält ihr Geheimnis im Herzen. Sie denkt über das Geheimnis ihres Sohnes nach und meditiert es in ihrem Herzen. Jesus spricht über sein Geheimnis und fordert so die Eltern heraus, ihn mit neuen Augen zu sehen.

Weihnachten will uns keine heile Familie vorspiegeln, sondern es verheißt uns die heilige Familie, die Familie, die geheiligt wird, weil sie das Geheimnis Gottes in sich trägt und weil jeder in ihr sein eigenes Geheimnis hat.

Nur wenn wir unser eigenes Geheimnis und das Geheimnis des Ehepartners und unserer Kinder im Herzen bewegen, können wir uns in der Familie daheim fühlen, trotz aller Fremdheit und Distanz. Daheim sein kann man nur, wo das Ge-Heim-nis wohnt.

So wünsche ich euch eine Ahnung davon, dass auch in deiner Familie das Geheimnis Gottes wohnt.


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