Predigten aus dem Leben gehalten von :

Pfarrer Lothar Klinges,
Lindenstraße 25, B - 4750 Weywertz
Tel. 003280446069; Telefax: 003280447769

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Predigten im Jahreskreis - Lesejahr B
19. Sonntag

Joh 6, 41-51; 1 Kön 19, 4-8
10. August 2006

Elija ging eine Tagereise weit in die Wüste hinein. Dort setzte er sich unter einen Ginsterstrauch und wünschte sich den Tod. Er sagte: Nun ist es genug, Herr. Nimm mein Leben; denn ich bin nicht besser als meine Väter. Dann legte er sich unter den Ginsterstrauch und schlief ein. Doch ein Engel rührte ihn an und sprach: Steh auf und iß! Als er um sich blickte, sah er neben seinem Kopf Brot, das in glühender Asche gebacken war, und einen Krug mit Wasser. Er aß und trank und legte sich wieder hin. Doch der Engel des Herrn kam zum zweitenmal, rührte ihn an und sprach: Steh auf und iß! Sonst ist der Weg zu weit für dich. Da stand er auf, aß und trank und wanderte, durch diese Speise gestärkt, vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Gottesberg Horeb.
Wenn manche Menschen heutzutage ihren Geburtstag zum Teil recht groß feiern, dann deshalb weil ein solcher Tag das Leben markiert. Der Geburtstag kennzeichnet die Tage und Jahre zurück in die Vergangenheit und möchten das auch vorwärts in Richtung Zukunft tun.
Das Morgen ist uns ja weitestgehend unbekannt und verschlossen, weshalb manche lieber am Gestern oder am Vorgestern hängen bleiben.

„Das waren noch Zeiten!“, heißt es dann. Für die Zukunft bleiben nur die guten Wünsche. Aber die guten Wünsche haben eines an sich: Sie möchten das Gestern in das Morgen verlängern, sie möchten eine Linie aus der Vergangenheit über das Heute hinausziehen, um die Zukunft einigermaßen in den Griff zu bekommen.

Von dem brasilianischen Bischof Dom Helder Camara stammt dieses Wort:
„Sag Ja zu den Überraschungen, die deine Pläne durchkreuzen, die deine Träume zunichte machen, deinem Tag eine ganz andere Richtung geben, ja vielleicht deinem Leben. Sie sind nicht Zufall. Lass dem himmli¬schen Vater die Freiheit, deine Tage zu bestimmen.“

Wir versuchen unser Leben durchzuplanen, damit wir wissen, was auf uns zukommt. Wir wollen wissen, was gleich ansteht, worauf wir uns einzulassen haben. Wir leben in einer Macher-Gesellschaft: Wir machen das Leben. Und dabei merken wir oft genug, dass uns im Leben vieles ZUFÄLLT. Wir können im Leben zwar viel tun und machen, vieles planes und vorher bestimmen… Jedoch FÄLLT uns im Leben vieles ZU. Vieles können wir nicht machen, wir können es nur zulassen oder aber lassen.
Deswegen könnten wir gar nichts Besseres tun, als gelassen auf Überraschungen zu warten.

Wie natürlich wehren wir uns gegen das, was uns zufällt, wir fürchten uns vor Überraschungen. Wir wehren uns dagegen, wenn Wünsche nicht in Erfüllung gehen, wenn eine Erwartung verfliegt, wenn ein Plan zerbricht, wenn eine Freundschaft auf¬gekündigt wird, wenn der Partner stirbt. Da erhebt sich von unserer Sei¬te sofort ein entschiedenes Nein; zumindest aber die vorwurfsvolle Frage: „Warum denn gerade ich?“ – „Warum denn gerade jetzt?“ An das Ja, an die Überraschung, an die bessere Übersicht Gottes denken wir nicht. Wir sehen, dass wir letztlich nichts machen können; es zuzulassen, damit tun wir uns schwer.

Aber ganz tief drinnen ahnen, nein, wissen wir: Nur was wir annehmen, bringt uns weiter.
Vie¬le von uns tragen, oft deutlich sichtbar, die Wunden der Vergangenheit an sich: Beleidigungen, Verletzungen, Unrecht, Zurücksetzung haben ihr Le¬ben gezeichnet. All das konnte nicht heilen, weil es nicht angenommen wurde. Oft reift erst sehr spät die Erkenntnis: Es hat so kommen müssen.
Aber wie viel Kraft wird auf diesem Weg verbraucht? Es ist eben schwer, etwas loszulassen.
Ähnlich geht es unseren Wünschen: Wir klammern uns daran, als sei¬en sie der Weisheit und des Lebens letzter Schluss. Planungen und Ziele sind wichtig für unser Vorwärtskommen - aber sie sollten im Licht der Worte von Helder Camara gesehen werden:
„Sag Ja zu den Überraschungen, die deine Pläne durchkreuzen, die deine Träume zunichte machen, deinem Tag eine ganz andere Pachtung geben.“



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