Predigten aus dem Leben gehalten von :

Pfarrer Lothar Klinges,
Lindenstraße 25, B - 4750 Weywertz
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Predigten im Jahreskreis - Lesejahr C
16. Sonntag - A

Mt 13,24-43
21. Juli 2002

Jesus erzählte ihnen noch ein anderes Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte. Während nun die Leute schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging wieder weg. Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein. Da gingen die Knechte zu dem Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut? Er antwortete: Das hat ein Feind von mir getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen? Er entgegnete: Nein, sonst reißt ihr zusammen mit dem Unkraut auch den Weizen aus. Lasst beides wachsen bis zur Ernte. Wenn dann die Zeit der Ernte da ist, werde ich den Arbeitern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune. Er erzählte ihnen ein weiteres Gleichnis und sagte: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Senfkorn, das ein Mann auf seinen Acker säte. Es ist das kleinste von allen Samenkörnern; sobald es aber hochgewachsen ist, ist es größer als die anderen Gewächse und wird zu einem Baum, so dass die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten. Und er erzählte ihnen noch ein Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit dem Sauerteig, den eine Frau unter einen großen Trog Mehl mischte, bis das Ganze durchsäuert war. Dies alles sagte Jesus der Menschenmenge durch Gleichnisse; er redete nur in Gleichnissen zu ihnen. Damit sollte sich erfüllen, was durch den Propheten gesagt worden ist: Ich öffne meinen Mund und rede in Gleichnissen, ich verkünde, was seit der Schöpfung verborgen war. Dann verließ er die Menge und ging nach Hause. Und seine Jünger kamen zu ihm und sagten: Erkläre uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker. Er antwortete: Der Mann, der den guten Samen sät, ist der Menschensohn; der Acker ist die Welt; der gute Samen, das sind die Söhne des Reiches; das Unkraut sind die Söhne des Bösen; der Feind, der es gesät hat, ist der Teufel; die Ernte ist das Ende der Welt; die Arbeiter bei dieser Ernte sind die Engel. Wie nun das Unkraut aufgesammelt und im Feuer verbrannt wird, so wird es auch am Ende der Welt sein: Der Menschensohn wird seine Engel aussenden, und sie werden aus seinem Reich alle zusammenholen, die andere verführt und Gottes Gesetz übertreten haben, und werden sie in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen. Dann werden die Gerechten im Reich ihres Vaters wie die Sonne leuchten. Wer Ohren hat, der höre!

Liebe Mitchristen,

Vieles im Leben ist Gleichnis. Nur braucht es die Fähigkeit, Gleichnisse nicht nur zu sehen, sondern sie auch zu verstehen.
Nehmen wir doch das eben gehörte Gleichnis vom SENFKORN: Diese Geschichte erzählt uns Jesus, um zu zeigen, dass oft kleine Ursachen ganz große Wirkungen haben können.

In den vorigen Jahren habe ich Euch schon mal Senfkörner am Eingang der Kirche verteilen lassen, damit ihr sie mal in euren Händen halten konntet. Sie sind so klein, dass man sie in den Handlinien verstecken kann, so dass ich sie nicht mehr sehen kann.

Aber wenn ich ein Senfkorn im Garten in Erde bette, dann wird es wachsen - und eines Tages wird es ein ansehnlicher Baum sein, in dem die Vögel Schatten suchen und ihre Nester bauen

Ein ganz kleines Ding also, das man übersehen kann, wird zu etwas ganz Großem. Es gibt eine neue Wissenschaft, man nennt sie die sogenannte "Chaoswissenschaft", die Phänomene untersucht, die man scheinbar nicht erklären kann.

So hat man den "Schmetterlingseffekt" entdeckt. Wenn über den Azoren ein Schmetterling - aus welchen Gründen auch immer - einen seiner Flügel besonders heftig bewegt, dann wird ein paar Tage später über der Inner-Schweiz ein besonders heftiger Föhn ausbrechen. Verrückt... aber wahr.

Jesus spricht in seinem Gleichnis vom SENFKORN nicht eigentlich von einem Naturgesetz, sondern von menschlichem Verhalten.
Wenn ich das Senfkorn setze, dann wird daraus ein Baum. Ich kann eine kleine Ursache sein, die große Wirkungen hat.

Wer von uns hat das nicht schon erlebt. Da sagt jemand so nebenbei ein Wort, ... wie man so schön hier sagt! - nur einfach so - und der andere grübelt und denkt Wochen über dieses Wort nach. Oder das sagt der eine dem anderen nicht mehr "Guten Tag" und schon wird daraus eine Affäre, die ganze Familien auseinander reißt und viel Unfrieden stiftet. Da kritisiert jemand - nur einfach mal so - einen anderen... und der andere stellt sich so stark in Frage, der er daran zerbricht. Sollten wir nicht öfter mal darüber nachdenken, was unsere Worte - nur einfach so daher gesagt - alles so bewirken.

Aber der anderen Seite, können kleine Dinge, die ich tue, auch sehr wohl ganz positive Auswirkungen, Wirkungen haben. Das Wort in einer Predigt, das jemand aufgeschnappt hat und einen Menschen hat aufleben, aufblühen lassen. Oder ein freundlicher Gruß am Morgen und schon sah ein traurig begonnener Morgen, schon ganz anders aus... usw. usf... Eine kleine Sache... aber eine große Wirkung. Ich muss nicht große Dinge tun, damit Gutes entsteht. Ich soll mich also nicht abhalten lassen, das Kleine, das mir möglich ist, durchzuführen.

Nicht die Größe der Aufgabe, nicht die Aussichtslosigkeit nach menschlichem Ermessen, nicht die Bedeutungslosigkeit meines eigenen Lebens ist entscheidend.

Ich soll es ruhig und zuversichtlich wagen. Der kleine Samen soll gesät, das scheinbar Bedeutungslose, Banale und Nebensächliche in Gang gesetzt werden. Wer den kleinen Flügel bewegt, kann einen großen Sturm hervorrufen, einen Föhn, der das kalte Eis zerbricht.

Es ist anzunehmen, dass auch Jesus sich als kleines Senfkorn versteht. Was ist er schon angesichts der Milliarden von Menschen? Was vermag er schon angesichts des Leidens? Was bedeutet er schon angesichts der Großen dieser Welt, der Mächtigen, des Kaisers und seiner Vertreter damals, der Politiker und Wirtschaftler heute?

Er hat da einen Kranken geheilt, dort ein Kind in die Mitte gestellt, hier einen Mann beim Namen gerufen, da eine Frau berührt - lauter kleine Dinge mit großen Wirkungen...

Lauter kleine Dinge... mit großen Wirkungen.

  • Er war ein Mensch mit einem liebenden Herzen - aber dann hat sich Gott gezeigt
  • Er hat sich gegeben, ist gestorben - aber dann hat Gott eine neue Geschichte des Lebens begonnen.
  • Er war ganz und gar Mensch - aber dann hat sich Gott ganz und gar durchgesetzt.

Das Reich Gottes lebt im Kleinen.... kleine Ursache - aber große Wirkung.

Wenn dem so ist, dann gilt es, kleine Dinge zu tun, kleine Dinge, die aber eine große Wirkung haben:

  1. kleine Dinge tun, wie zum Beispiel: einander entgegenlachen,
  2. kleine Dinge tun, wie einander die Hände geben,
  3. kleine Dinge tun, wie eine keine Gabe geben...
  4. kleine Dinge tun, wie jemandem freundlich zu winken...
  5. kleine Dinge tun, wie.... Euch fallen bestimmt noch viele Dinge ein !

Alles kleine Dinge. Und so verbinden sich viele kleine Ursachen, die großen Wirkungen werden übergroß - damit das Reich Gottes durch bricht überall auf der Erde.

Als Christen, wenn wir echt unseren Glauben leben und bekennen wollen, sind wir nur mehr eine kleine, winzige Minderheit in dieser Welt und auch in unserer Gegend: Aber auch diese kleine Minderheit, kann eine große - hoffentlich - postive Wirkung zeigen.

Nicht auf die Masse kommt es an, nicht auf die hohen Zahlen, sondern auf das kleine, winzige, aber effektive und kraftvolle, das eine große Wirkung hat. Seien wir Christen, wie das Senfkorn, klein und einfach... aber mit großer Wirkung. Amen.


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