Vom Störfaktor zum guten Geist im Heim geworden
30 Jahre Animationsgruppe im „Hof Bütgenbach“
In diesem Jahr (2018) begeht die Animationsgruppe im Seniorenheim "Hof Bütgenbach" ihr 30-jähriges Bestehen. Sie wurde, damals noch im alten Krankenhaus, mit Blick auf die Heimbewohner ins Leben gerufen, um deren Lebensfreude, gerade auch im Alter, zu steigern. Dabei galt sie am Anfang eher als „Störfaktor“, da es damals um die Umorientierung des alten Krankenhauses in ein Seniorenheim ging.von Lothar Klinges
Es gab nicht wenige Reibereien bei der Änderung des Krankenhauses in ein Zuhause für Senioren. Allmählich ist die Gruppe ein fester Bestandteil des Seniorenheimes und für die Senioren geworden.
Die Animationsgruppe wurde auf Initiative des damaligen Bütgenbacher Pfarrers Peter Messerich im Jahr 1988, im früheren Krankenhaus gegründet, das sich zwischen der Monschauer Straße und dem Friedhof befand. Damals wurde diese Einrichtung zu einem Altenheim umfunktioniert. Pastor Messerich, dem die Bewohner des Heims sehr am Herzen lagen, scharte eine Gruppe von Mitstreitern um sich. Die bisherige Leiterin der Animationsgruppe, Elisabeth Hüweler, erinnert sich: „Er bat uns, für etwas Abwechslung in dem ziemlich eintönigen Lebensalltag der alten Menschen zu sorgen.“
Die Anfangsjahre seien alles andere als einfach gewesen, bemerkte die frühere Leiterin der Animationsgruppe, Elisabeth Hüweler, die diese Aufgabe 1992 von Dorothea Brüls übernommen hatte. „Das Personal musste sich umstellen, und auch wir mussten uns anpassen.“ Die 79-jährige ehemalige Leiterin erinnert sich, dass der damalige Pastor Messerich der Gruppe immer wieder Mut zusprach und sie zur Ausdauer aufrief, und ihr empfehl, sich nicht von ihrem Weg abbringen zu lassen. So entwickelte sich die Animationsgruppe zu einer tatkräftigen Gemeinschaft, die im Leben des Seniorenheims nicht mehr wegzudenken ist.
Im Jahr 1993 stellte das Seniorenheim im ehemaligen St. Josefs-Krankenhaus seinen Betrieb ein. Es erfolgte der Umzug in den neu gestalteten und renovierten „Hof Bütgenbach“, wo Ende November 1993 die offizielle Eröffnung stattfand.
Der Schwerpunkt der Arbeit der Animationsgruppe besteht darin, „für einen guten Geist“ zu sorgen, betont Elisabeth Hüweler, die sich freut, sowohl bei der Trägerschaft als bei der Direktion, beim Hausmeister als auch beim Personal und nicht zuletzt bei den Heimbewohnern und ihren Angehörigen Anerkennung und Bestätigung für ihren Einsatz gefunden zu haben. Die Mitglieder der Animationsgruppe tragen vor allem das "Leben von außen" ins Heim, erklärt Christina Heinen, die jetzige Leiterin der Gruppe, den Unterschied zu den Ergotherapeuten.
Der Donnerstagnachmittag ist im Leben der Heimbewohner und der Animationsgruppe ein besonderer Tag. Die Bewohner werden zur Kapelle begleitet, feiern gemeinsamen den Seniorengottesdienst und verbringen anschließend in gemütlicher Runde bei Kaffee und Kuchen einige gemeinsame Stunden. Monatlich sorgen einige Sänger(innen) für die musikalische Unterhaltung. „Wir nehmen uns die Zeit, mit den Senioren zu erzählen oder ihnen einfach zuzuhören. Es ist manchmal schon sehr bewegend, was sie alles erlebt haben“, unterstreicht Christina Heinen. Früher habe man noch oft miteinander gehäkelt, gestrickt und gebastelt, weiß Elisabeth Hüweler zu berichten. Doch sei dies heute leider nicht mehr möglich, denn die meisten Heimbewohner seien dazu nicht mehr in der Lage.
Feste im Jahreskreis
Heute werden bei diesen Donnerstagtreffen verschiedene Feste gefeiert: Altersjubilare werden geehrt und Ehejubiläen begangen. Zu Ostern gibt es „Osterkörbchen“, die von den Mitgliedern der Animationsgruppe selber zubereitet werden. Zu Weihnachten, zum Mutter- und Vatertag, zu St. Martin und St. Nikolaus werden die Senioren beschenkt, und zum Fest „Mariä Himmelfahrt“ erhält jeder einen Kräuterstrauß. Regelmäßig präsentieren Musikgruppen und Chöre, Tanz- und Landfrauengruppen, Schulklassen und Firmlinge ihre Darbietungen. Mehrere Firmgruppen absolvieren im Heim ihr „Pfarrpraktikum“. Wenn die Möhnen aus der gesamten Gemeinde Bütgenbach zur Fasnachtszeit im Haus unterwegs sind, bilden sie Brücken zu Jugenderinnerungen der Betagten. Die Animationsgruppe beschenkt jeden Heimbewohner an seinem Geburtstag mit einer kleinen Aufmerksamkeit.
Pilgerfahrten und Ausflüge
Seit 1991 organisiert die Gruppe jedes Jahr eine Pilgerfahrt. Nur wer an einer solchen Fahrt teilgenommen hat, kennt den Aufwand einer solchen Reise mit zwei behinderten- und rollstuhlgerechten Bussen. Ein Jahr später wurde erstmals eine Frühlingsfahrt veranstaltet, die seitdem ebenso jedes Jahr durchgeführt wird. Seit Oktober 1994 bietet die Animationsgruppe jeden Sonntagnachmittag für die Heimbewohner und ihre Familien Kaffee und Kuchen in der Cafeteria an. In den letzten Jahren sei es aber so, dass immer weniger Angehörige dieses Angebot nutzen, so Christina Heinen. Aus diesem Grund entfällt dieses Angebot von Mai bis September.
Auf Spenden angewiesen
Die Ausfahrten sind nur möglich, weil die Gruppe auf Spenden zurückgreifen kann und verschiedene Aktionen durchführt. „Das erste Geld erhielten wir mit dem Verkauf von Heidekörbchen, die Hubert Dahmen aus Elsenborn mit uns angefertigt hatte“, erinnert sich Elisabeth Hüweler. Die Animationsgruppe finanziert sich ausschließlich aus Spenden des Adventsbasars am ersten Adventssonntag. Für die verschiedenen Ausfahrten der Heimbewohner und für andere Aktionen ist die Animationsgruppe auf Spenden aus der Bevölkerung und durch Gönner angewiesen. Seit 1994 findet jedes Jahr im Juni, auf Initiative der Animationsgruppe, das Seniorenheimfest statt, das in Zusammenarbeit mit der Direktion, dem Personal und dem Bütgenbacher Junggesellenverein sowie verschiedenen Gastvereinen durchgeführt wird. Der Erlös dieses Fest kommt ausschließlich den Belangen der Heimbewohner zugute.
Animationsgruppe, zusammen mit der Heimleiterin Dagmar Krämer, am 30. August 2018 in Banneux
Fotos vom Fest am 6. September 2018
Die Animationsgruppe sucht dringend neue Mitglieder
Zum Wohlbefinden der Heimbewohner beitragen
Bütgenbach.
Vor fünf Jahren, Anfang April 2013, übernahm Christina Heinen-Hardy aus Bütgenbach die Leitung der Animationsgruppe von der damals 74-jährigen Elisabeth Hüweler-Schommers, die nach 21 Jahren diese Aufgabe in jüngere Hände legen wollte.
„Kontakte zu älteren Menschen empfinde ich als sehr bereichernd“, unterstreicht die 39-jährige Leiterin. Deshalb sei sie damals bereit gewesen, die Leitung der Gruppe zu übernehmen. "Als Animationsgruppe sind wir wie eine große Familie, wo einer für den anderen da ist", erzählt Christina Heinen. Seit fünf Jahren freut sie sich, ihren Teil zum Wohlbefinden der Senioren beitragen zu dürfen. Ihre Aufgabe sieht sie vor allem darin, Ansprechpartnerin zu sein, die verschiedenen Aufgaben zu koordinieren und mit der Gruppe Projekte zu planen und umzusetzen. Dabei steht sie in engem Kontakt mit der Heimleitung, den Seniorenheimbewohnern und deren Angehörigen. Christina Heinen ist dankbar, dass Elisabeth Hüweler ihr auch weiterhin bei der Ausübung der Leitungsfunktion beisteht.
Mit Blick auf die meist älteren Mitglieder der Animationsgruppe wünscht sich Christina Heinen dringend neue, auch jüngere Helferinnen und Helfer. Als Voraussetzung brauche es nur " ein Herz und ein offenes Ohr" für die Senioren. "Ich wünsche mir dringend neue Mitglieder, denn sonst wird es wirklich eng." Zurzeit zählt die Animationsgruppe etwa 30 Personen. Dabei sind jene mit eingerechnet, die gelegentlich bei Ausfahrten mithelfen oder sonst als Stütze bei verschiedenen Aktivitäten bescheiden im Hintergrund wirken. "Wir erfahren viel Hilfe", weiß Christina Heinen sehr zu schätzen. Man müsse sich vor Augen halten, dass vielleicht auch mal die eigenen Angehörigen in ein Seniorenheim kommen. „Wer würde sich da nicht freuen, wenn ehrenamtliche Helfer(innen) etwas Abwechslung in dem Heimalltag bringen", unterstreicht Christina Heinen, die davon überzeugt ist, dass die Jüngeren von den Älteren viel lernen können. Über die Mitarbeit in der Animationsgruppe können die jüngeren Menschen den älteren Menschen etwas zurückgeben. „Es berührt mich zu sehen, wie dankbar die Senioren sind und wie sie dies mit ihrer Freundlichkeit und einem von Herzen kommenden Lächeln ohne viele Worte zeigen.“ (kli)
NACHGEFRAGT BEI...
Dagmar Krämer, Heimleiterin
Wir freuen uns über jede helfende Hand!
Seit dem 24. April 2017 ist Dagmar Connotte-Krämer aus Kettenis als Nachfolgerin von Cathy Müller aus Eupen, Heimleiterin im Seniorenheim "Hof Bütgenbach". Die aus Schönberg stammende 32-jährige Krankenpflegerin war vorher Heimleiterin im Katharinenstift Astenet, nachdem sie als Krankenpflegerin im Raerener Marienheim und im Eupener St.Nikolaus-Hospital tätig gewesen war.
Welche Bedeutung messen Sie der Animationsgruppe im Seniorenheim bei?
Die Mitglieder unserer Animationsgruppe – und auch alle anderen ehrenamtlich Tätigen – bieten eine wichtige Ergänzung zu den Aufgaben unserer Mitarbeiter: sie wirken der Vereinsamung entgegen, bereichern das Alltagsleben unserer Bewohner und tragen zu echter Lebensqualität bei. Ohne unsere Ehrenamtlichen würde ein wichtiger Bestandteil unseres sozialen Leitbildes verloren gehen. Das Ehrenamt – und damit vor allem die Animationsgruppe – prägt unser alltägliches Miteinander und ist eine große Stütze im Zusammenleben des Seniorenheimes.
Worin erkennen Sie die Hauptaufgaben einer solchen Gruppe für das Heim?
Dadurch, dass sich in den letzten Jahren auch im Bereich der Begleitung und Betreuung (Ergotherapie und Animation) vieles verändert und verbessert hat, hat sich auch das Aufgabenfeld des Ehrenamtes angepasst: Heute sind vor allem ein Mehr an individueller Zuwendung und persönlicher Begleitung, die Unterstützung zur Teilhabe an der Gemeinschaft, die Mitgestaltung von Aktivitäten, sowie die Hilfe zur Sicherung des sozialen, religiösen und familiären Umfeldes gefragt. Wir freuen uns über jede helfende Hand!
Bald wird das Seniorenheim um weitere 52 Zimmer erweitert, vorrangig für Bewohner mit dementieller Veränderung. Welche Aufgabe kommt dabei auf die Animationsgruppe zu?Die Unterstützung der Arbeitsgruppe bei Personen mit einer dementiellen Veränderung liegt vor allem in der Förderung des Wohlbefindens der betroffenen Bewohner und bei Bedarf auch der Entlastung der Angehörigen. Besuche, Gespräche, Spaziergänge, usw. sind immer eine willkommene Abwechslung zum Alltag. Es ist wichtig, dass diese Menschen angemessen beschäftigt werden und dass Bewegung in ihrem Tagesablauf integriert wird. Durch die Hilfe der Arbeitsgruppe ist es uns möglich – in Zusammenarbeit mit unseren Mitarbeitern – können wir eben dieses Angebot sichern und ausweiten.
Welche Wünsche haben Sie zum 30-jährigen Bestehen an die Animationsgruppe?
Am schönsten wäre es zu sagen „Auf die nächsten 30 Jahre!“. Wobei das im Hinblick auf die leider wenig nachrückende Jugend und das Alter mancher Ehrenamtlichen vielleicht auch nur ein frommer Wunsch bleiben wird… Deshalb wünsche ich der Gruppe, dass sich in Zukunft noch viele junge Menschen melden, die die Arbeit der Animationsgruppe weiterführen möchten. Allen Mitgliedern wünsche ich viel Glück und vor allem Gesundheit, damit sie noch viele Jahre so aktiv und tatkräftig bleiben wie heute.
Fotos von der Animationsgruppe
Umfangreiche Fotogalerie zum Seniorenheim "Hof Bütgenbach"
Ausfahrt der Mitglieder der Animationsgruppen der Seniorenheime "Hof Bütgenbach" und St. Elisabeth St.Vith.
Fotos vom 30. Jubiläumsfest am 06. September 2018 im Seniorenheim Hof Bütgenbach.