Die Raupe Nimmersatt im Bütgenbacher "Zoch" neu aufgelegt
Viel Arbeit beim Bau der Karnevalswagen
Fast zwanzig Meter lang und zwei Meter breit ist das Prachtstück geworden. „Jeder hat irgendetwas an Material organisiert und mitgeholfen“, sagt Pascal Niessen aus Bütgenbach. Gebaut worden sei der Wagen dann im Wesentlichen von drei Leuten.Dazu wurden zunächst einmal zehn Karren und Achsen mit insgesamt zwanzig Reifen mit Knickgelenken verbunden und der Überbau mit Eisenstangen zusammengeschweißt, bevor mit der Dekoration begonnen werden konnte.
„Als Selbständige konnten wir natürlich nur nach Feierabend und am Wochenende daran arbeiten“, berichtet der 37-jährige Heizungs- und Sanitärinstallateur, der sich angesichts des "Endprodukts" sichtlich freut. "Wir haben uns so manche Abende um die Ohren geschlagen, um unseren Wagen zu bauen." Über 50 Arbeitsstunden stecken in dem Motivwagen. "Da steckt viel Idealismus drin", gibt Pascal Niessen aus Bütgenbach unumwunden zu. "Wenn man dann Rosenmontag durchs Dorf fährt und die Leute unsere Arbeit loben, hat es sich gelohnt". Die meisten Zuschauer können nur ahnen, wie viel Arbeit im Bau eines Wagens steckt. Den ersten Härtetest und die Jungfernfahrt hat der Wagen am Rosenmontag im alten Marktort bestanden.
In der Eifel gibt es zahlreiche Motivwagen, die Jugend-Cliquen und Familiengruppen gebaut haben. Diese fahren durch das eigene Dorf und beteiligen sich oftmals auch an Umzügen in anderen Orten. Hinter den Motivwagen steckt viel Arbeit. Oftmals trifft man sich schon im September, um die Entwürfe für die Wagen zu zeichnen. Die Zeichner, Illustratoren und Grafiker fertigen aus diesen Ideen Zeichnungen an, wie die Wagen aussehen sollen. Diese Zeichnungen bekommen die Wagenbauer. Es sind Handwerker wie Schreiner und andere, welche die Wagen bauen.
Es scheint in der Gemeinde Bütgenbach derzeit keine Scheune, keine Gerätehalle eines Landwirtes zu geben, in der nicht an einem der Motivwagen gebaut, geschraubt und gebastelt wurde – und dies teils schon seit vielen Wochen und Monaten. So auch auf dem Hof von Herbert Argembeaux. Dort haben sich seit Ende Dezember 2017 vor allem drei junge Männer, Torsten Ritter, David Murges und Pascal Niessen, mehrmals in der Woche getroffen, um ihren treffenderweise „Die Raupe Nimmersatt“ genannten Karnevalswagen zu bauen. Viel Herzblut war bei den Wagenbauern dabei, sonst hätten sie es wohl nicht so lange durchgehalten. „Man muss schon Spaß am Bauen und an der Entstehung haben. Denn es ist eine arbeitsintensive Sache“, betonte Pascal Niessen, dem man anhört, dass es ihm richtig viel Spaß gemacht hat, am Wagen zu bauen.
Neben dem Motivwagen gibt es die Fußgruppe aus 48 Personen, meistens junge Familien mit Kindern aus dem Ort. "Wir sind eine eher lose Gruppe, die sich nur in der Karnevalszeit zusammenfindet", erläutert der 37-jährige Pascal Niessen, der die Idee schon länger hegte, einen Wagen zu bauen, dessen Motiv vor 58 Jahren, im Jahr 1960, damals von diesen Männern aus Bütgenbach, erdacht worden ist: Willy Berger, Ludwig Wey, Herbert Reinertz, Erich Niessen, Richard Schumacher, Heinz Kaulmann, Alfred Wey, Rudolf Brüls, Nikla Brüls, Erwin Schumacher, Robert Wey, Ernst Veithen, Hermann-Josef Schmitz, Franz-Josef Schleck, Ernst Wey, Josef Brandenburg und Hermann Andres, hießen die damaligen Wagenbauer. Diese heute älteren Herren, einige sind bereits verstorben, saßen damals auf 16 Fahrrädern, die miteinander verbunden waren, um die Raupe zu bilden. Damals wurde der Wagen im Keller und im Saal Niessen in der Bütgenbacher Seestraße gebaut und zusammengefügt. "Auf einem VHS-Videofilm von Ernst Veithen habe ich dieses phantastische Motiv einer sich schlängelnden Raupe gesehen." Pascal Niessen war von dieser sagenhaften Idee so fasziniert, dass er nicht mehr davon losließ und in Torsten Ritter und David Murges zwei Mitstreiter fand. Sonja Ritter-Niessen hat mit Hilfe von Verena Münster und Stephanie Richter den Wagen wie eine Raupe liebevoll dekoriert und bemalt. Mehrfache Anstriche sorgten für die authentischen Raupenfarben., dafür wurden viele Tuben Farbe auf den Drainagetüchern verbraucht.
Seit Dezember 2017 haben sich nunmehr die drei jungen Männer zunächst in der Traktorgarage bei David Murges in Neundorf getroffen, wo der Untersatz, bestehend aus einem Kleintraktor mit zehn Wagen, verbunden mit Knickgelenkstücken aus Eisenstangen, so dass sich jeder Wagen mit insgesamt zehn Achsen und zwanzig Reifen sehr beweglich schlängeln kann. Das Gerüst wurde bei Gerhard Niessen in Meyerode mit Eisenstangen verschweißt und schließlich mit langen Drainagetüchern bedeckt, die von Sonja Niessen in Form einer Raupe bemalt wurden. "Wir möchten allen danken, die uns beim Bau und bei der Unterkunft eine große Hilfe waren.", betont Pascal Niessen namens der Gruppe.
Nach dem Rosenmontagszug soll der Motivwagen trotz des großen Aufwands abgebaut werden. "Bei der Länge und Größe unserer Raupe können wir den Wagen nicht noch länger unterstellen, es sei denn, eine andere Karnevalsgruppe ist an unserem Wagen interessiert.", erklärt Pascal Niessen. "Wir sind junge Familien mit Kindern und haben nicht die Möglichkeit, auch an anderen Umzügen teilzunehmen. Wahrscheinlich bleibt das lang gehegte Projekt der Raupe Nimmersatt eine einmalige Sache, die sich nicht mehr so schnell wiederholen wird."
Umfangreiche Fotogalerien zum Karneval 2018
Karneval: Rosenmontagszug mit neuer schmuckem Narrenburg der KKG "Rot-Weiß"
Die närrische Eifel zu Gast bei Jochen I. und Sidonia I.
Bütgenbach
Am Rosenmontag säumten zum Höhepunkt des Bütgenbacher Straßenkarnevals unzählige Närrinnen und Narren als Zuschauer die Straßen, als sich 85 Fuß- und Wagengruppen mit rund 1.800 Teilnehmern in fantasievollen Kostümen in Bewegung setzten.
Von Lothar Klinges
Fotos vom Rosenmontagszug 2018 in Bütgenbach
Das dritte Prinzenpaar der KKG "Rot-Weiß", Jochen I. und Sidonia I., stand zusammen mit dem neunten Kinderprinzenpaar im neuen fröhlichen Prinzenwagen der KKG Rot-Weiß, denn die alte Wagenburg war in die Jahre gekommen, begann zu schimmeln und zu rosten. In dem neuen Prunkwagen wurden auf Kunststoffplatten Bütgenbacher Motive verarbeitet, so der Steiner Hof, das Viadukt und die Burg, dazu die geschichtsträchtigen Wappen der ehemaligen Herrscher von Bütgenbach. Gottfried Brüls, Dirk Veithen, Stefan Brandenburg haben unter der Anleitung von Raymond S., dem kreativen Kopf des Teams und aus dessen Feder der Entwurf stammt, in den letzten vier Wochen bei unzähligen ehrenamtlichen Stunden eine Meisterleistung vollbracht, berichtete KKG-Vizepräsident Sven Schommer.
Auch die zahlreichen Narren, darunter viele Familien, hatten sich mit ihren bunten und facettenreichen Motivwagen mächtig ins Zeug gelegt. Nicht nur alle Ortschaften der gastgebenden Gemeinde waren mit großen Fußgruppen (mehrfach) im „Zoch“ vertreten, fast 20 weitere Ortschaften aus allen Eifelgemeinden konnten wir unter den Zug-Akteuren zählen.
Der örtliche Musikverein Burgklänge war gleich zwei Mal vertreten, weiterhin folgte traditionell die Brass Band aus Xhoffraix, mit dabei auch der Spielmannszug Bütgenbach-Berg/Büllingen und in grenzüberschreitender Freundschaft wie jedes Jahr die Musikkapellen aus Mützenich und Monschau.
Die ortseigenen Gruppen aus dem Burgort Bütgenbach waren insgesamt elf Mal im Rosenmontagszug vertreten, so eine herrliche Gruppe bunter Schmetterlinge mit der großen Raupe Nimmersatt. 1960 war beim Umzug eine Raupe mit 16 Männern hergestellt worden, die in diesem Jahr nachgebaut wurde. Früher fuhren Fahrräder unter der Raupe, heute sind es Wagen, die von Rasenmäher-Traktoren gezogen werden. Mit 70 Personen war wieder der Bütgenbacher Ortsteil "Am Hügel" mit einer tollen Nachbarschaftsgruppe als mexikanische Totensänger und rollendem Totenkaffee vertreten. Weitere Familiengruppen mit super Motiven als Wilder Westen mit tobendem Saloon und mit vielen Bütgenbacher Clowns in einer lustigen Clown-Parade.
Passend zum karnevalistischen Treiben erschienen als mit Abstand größte Gruppe eine tolle Gemeinschaftsproduktion von 112 Berger Indianern mit der rauchenden Friedenspfeife, samt Pferdegespann und Büffeln, mit einer jecken Kanufahrt, einem Marterpfahl und großen Tippie.
Eine farbenfrohe Gruppe aus Nidrum präsentierte sich als jecke Nidrumer Affen mit Affenkäfig, eine weitere Quiquaker-Gruppe als Steinzeitmenschen mit mürrischem Mammut.
Im nahen Steeklöpperdorf Weywertz wird ordentlich Karneval gefeiert. Von dort waren mehrere Jugendcliquen und Familiengruppen in beachtlicher Zahl mit vier Motto-Wagen aufgetreten, so die Farmer mit Farm und rollendem Milchfass. Weitere Gruppen waren die Games of Thrones und die Weywertzer bei einer Traumhochzeit vor dem Traualtar. Diese Gruppen fahren am Veilchendienstag durch Weywertz und beteiligen sich an Umzügen in vielen Orten.
Aus dem höchstgelegenen Wasserwerk-Dorf der Gemeinde, dem Krähendorf, präsentierten sich die Krankenpfleger samt Elsenborner Uni-Klinik.
Eine Gruppe aus der närrischen Nachbargemeinde Amel präsentierte die Flower Power-Generation mit dem bunten VW-Hippie-Bus, während eine andere Gruppe vom Hof Amel den wohl gefürchtesten At-At Kampfläufer mit Angriffsfahrzeug auf beinähnlichen Pylonen darstellte.
Weitere Gruppen aus der Nachbargemeinde waren beim Rosenmontagszug in Bütgenbach dabei, so ein PRS Racing Team mit Bolide auf der Zielgeraden aus Herresbach, Stema-Punk in Wild-Wild-West Formation und The Giant Spider aus Heppenbach. Nicht zu vergessen, wie jedes Jahr, die Borner, diesmal als Ägypter mit Pyramide und Sphinx.
Ein weiterer Blickfang war das spektakuläre Ghostbuster Mobil mitsamt Geistersauger und den Deidenberger Geisterjägern, sowie der Queen-Garde und dem City Sightseeing aus Medell und die Medeller Clowns mit vielen bunten Luftballons.
Ihre Kollegen aus Montenau-Iveldingen präsentierten die Montinger Football Arena, während die Schoppener und Möderscheider, wie jedes Jahr gerne gesehene Gäste und das Kollegium der Gemeinde Bütgenbach als Tiroler mit Almhütte am alten Marktort vertraten.
Wie jedes Jahr beehrte die St.Vither Chiro den Rosenmontagszug in der Nordeifel, in diesem Jahr als Piraten mit dem Piratenschiff "Black Pearl" auf hoher See. Die Rechter Steam-Punker zeigten sich mit einer dampfenden Fabrik, während die Eifeler Karnevalsjecken "Cap und Capper" mit Großmutters verrückter Fahrt auftrumpften.
Zielsicher gaben sich die Jecken aus dem Süden Ostbelgiens, nämlich die Grüfflinger Robin Hoods mit Hütte in Sherwood Forrest, während die Aldringer als Asterix und Obelix das jecke Gallische Dorf in die Nordeifel brachten, wo es rund um den Römer-Wall Wildschwein am Spieß gab. Auch die Neidinger und Breitfelder waren als Asterix und Obelix jedoch in der Zaubertrankküche von Miraculix unterwegs.
Letztendlich rundete die neue prächtige fahrende Narrenburg der KKG Rot-Weiß mit Präsident Alain Heck das fröhliche und farbenfreudige Bild des jecken Lindwurms ab, wobei das dritte KKG-Prinzenpaar, wie die Vorgänger-Prinzenpaare und das Kinderprinzenpaar bei zentnerweise Süßigkeiten, nicht zuletzt auch beim anschließenden Karnevalsball ausgiebig feierten.
Fotos hier