Ein Dorf im Schockzustand: Krebs in Elsenborn

In Ruhe die richtigen Fragen stellen

Elsenborn: „In Ruhe die richtigen Fragen stellen“ - GrenzEcho, 28. Dezember 2017
Eine Doktorandin schaut auf einen Monitor, auf dem Krebszellen zu sehen sind: In Elsenborn möchte die Arbeitsgruppe, die voraussichtlich im Februar eingesetzt wird, den Ursachen der Erkrankungen auf die Spur gehen. Vor allem soll geprüft werden, ob es überdurchschnittlich viele Krebserkrankungen im Ort gibt. Illustrationsbild: dpa

Anfang Dezember hatte Volker Klinges als besorgter Vater und Elsenborner Bürger die hohe Zahl der Krebserkrankungen zum öffentlichen Thema gemacht und die Einsetzung einer Arbeitsgruppe gefordert. Inzwischen nimmt die Sache Form an. Voraussichtlich im Februar soll das Gremium starten.

Von Petra Förster

Die Reaktionen nach Klinges‘ Leserbrief und einem GrenzEcho-Interview haben nicht lange auf sich warten lassen. Gleich am Tage nach der Veröffentlichung hat die Mehrheitliste im Bütgenbacher Gemeinderat verlauten lassen, dass sie die Arbeitsgruppe unterstützen möchte, kurz darauf folgte die Liste GfA. „Ich bin sehr froh darüber, dass sich die Politik ihrer Verantwortung stellt“, sagt Volker Klinges. Die ersten Reaktionen aller Gemeindelisten seien sehr konstruktiv gewesen.

Gemischter Begleitausschuss mit externen Beratern

Noch vor Weihnachten habe es ein erstes Gespräch mit Gesundheitsminister Antonios Antoniadis, Vertretern des Gemeindekollegiums und Klinges gegeben, bei dem die Rollen der einzelnen Akteure definiert wurden und die Form der Arbeitsgruppe festgelegt wurde. „Wir haben uns für einen gemischten Begleitausschuss entschieden, bestehend aus Vertretern der Politik, der Bürgerschaft und Experten“, so Klinges. Zu letzteren zählt z.B. die Ärzteschaft des Südens Ostbelgiens, die sich schon bereit erklärt hat, mitzuarbeiten. Je nach Thema sollen dann punktuell weitere Experten wie Statistiker oder Epidemiologen hinzugezogen werden. Klinges ist es wichtig, dass die Gemeinde die Arbeitsgruppe offiziell einsetzt und damit eine federführende Rolle einnimmt. Die Deutschsprachige Gemeinschaft wird ebenfalls Teil des Gremiums sein und ihre Kontakte einbringen. Antoniadis hatte beispielsweise schon unabhängig von dem GE-Interview mit dem Onkologen Dr. Guy Jerusalem (siehe GrenzEcho vom 19. Dezember), Kontakt mit dem Krebsregister aufgenommen.

Der Chef-Onkologe des CHU Lüttich hatte empfohlen, das Krebsregister zu konsultieren, um die Situation in Elsenborn objektiv einzuordnen.

Auch Volker Klinges ist es wichtig, die Situation in Elsenborn zu objektivieren und in einen größeren Kontext zu setzen. „Dr. Jerusalem rief zu Ruhe und Objektivierung auf. Genau das wird unsere Vorgehensweise prägen. Wir möchten weg von diesem unguten Bauchgefühl hin zu einer Versachlichung der Fragestellung. Dazu brauchen wir Zahlenmaterial, um zu prüfen, ob eine überdurchschnittliche Krebshäufung in der Anzahl, in den Altersgruppen und den Krebsarten in Elsenborn und der Gemeinde, vielleicht sogar darüber hinaus vorliegt. Dies muss der erste Schritt sein. Sollte dazu eine medizisch-wissenschaftliche Bestätigung vorliegen, müssen wir den möglichen Ursachen auf die Spur kommen.“

Klinges gibt unumwunden zu, dass er ob der hohen Zahl von Krebserkrankungen, die von Dr. Jerusalem als „normal“ genannt wurden – ein Drittel der Männer und ein Viertel der Frauen – erschrocken gewesen sei. In Elsenborn waren einige mögliche Ursachen für die Häufigkeit von Krebserkrankungen genannt worden, so die Nähe zum Truppenübungsplatz und die Trinkwasserqualität. Einige davon hatte Dr. Guy Jerusalem bereits ausgeschlossen.

„Ein Zusammenhang zwischen Blei im Wasser und Krebs ist mehr als unwahrscheinlich“, denkt auch Volker Klinges. „Aber es fördert andere Krankheitsbilder. Sinn macht es trotzdem, Boden, Luft und Wasser auf mögliche Gefahrenherde in Verbindung mit Krebs zu prüfen.“ Auch seien die Aktivitäten auf dem Truppenübungsplatz in den vielen Jahrzehnten seiner Existenz weiterhin total unklar. „Die diesbezügliche Sensibilität und Angst bleiben im Dorf sehr hoch. Wir sollten aber nicht den zweiten Schritt vor dem ersten setzen“, so Klinges. Nach all diesen Überlegungen dürfte klar sein, dass die Arbeitsgruppe nicht innerhalb weniger Wochen Ergebnisse vorlegen wird. Eine erste Phase wird der Information der Mitglieder dienen. Mitte Januar soll ein Treffen mit den Vorsitzenden der drei im Gemeinderat vertretenen Fraktionen (FLB, GfA und Liste Heck) stattfinden, um die Themen im Konsens zu vereinbaren. „Nur ein gemeinsames Agieren macht Sinn. Parteipolitik und Wahlkampf rund um dieses Thema müssen ein absolutes Tabu sein, gerade vor dem Hintergrund der anstehenden Gemeinderatswahlen im Oktober 2018. Ich bin da sehr optimistisch, dass uns dies gelingen wird. Ein Scheitern dieser Arbeitsgruppe ist für mich keine Option“, sagt Volker Klinges kategorisch.

Nach dem Treffen mit den Fraktionsvorsitzenden hofft Klinges auf eine zügige Einsetzung der gemischten Arbeitsgruppe. „Vorgehensweise und Zeitplan auch bezüglich der Wahl der einzuladenden Experten sind gemeinsam zu vereinbaren.“ Klinges ist sich bewusst, dass in der Bevölkerung eine gewisse Erwartungshaltung besteht und es ist ihm auch ein Anliegen, dass die Bevölkerung zu gegebener Zeit transparent und ehrlich informiert wird.

Aber: „Wir werden der Arbeitsgruppe die notwendige Zeit geben müssen, um in Ruhe aber mit dem notwendigen Engagement und der immens wichtigen Objektivierung der Thematik die richtigen Fragen zu stellen.“ Auch werden die Namen der Mitglieder zu gegebener Zeit veröffentlicht, damit jeder Interessierte sich mit Fragen und Informationen an sie wenden kann.

Das Thema bewegt viele Menschen, auch über Elsenborn hinaus, und Klinges hat nach seiner Initiative sehr viele Reaktion gehabt, die ihm gezeigt haben, dass er den richtigen Schritt gemacht hat. Besonders in den ersten Tagen nach dem Interview habe er viele Gespräche geführt mit Kranken oder deren Angehörigen, Zeitzeugen und Bürgern, die sich in der Arbeitsgruppe engagieren wollen.

Zu gegebener Zeit transparent und ehrlich informieren.

„Ich bin in meinen vielen beruflichen Kontakten außerhalb der Gemeinde immer wieder auf das Thema angesprochen worden. Viele waren überrascht bzw. verwundert. In der Gemeinde und insbesondere in Elsenborn selbst war es dagegen eher ein Gefühl der Erleichterung, dass die Frage der gefühlten Häufung von Krebsfällen endlich offen angesprochen wird sowie ein Gefühl der Hoffnung, Antworten auf immer wieder gestellte Fragen zu erhalten.“


Krebsfälle in Elsenborn: „Die Zeit ist reif, Fragen zu stellen“
Interview - 2. Dezember 2017

In einem Leserbrief hat Volker Klinges als besorgter Vater und Elsenborner am Freitag ein Thema öffentlich gemacht, das in Elsenborn schon länger diskutiert wird: Wie kommt es, dass in der Ortschaft gehäuft Krebserkrankungen auftreten, viele bei jüngeren Menschen, darunter auch Kinder und Jugendliche? Ein Gespräch über ein Thema, über das eigentlich nicht gesprochen wird.

Von Petra Förster

Herr Klinges, was hat Sie zu diesem Leserbrief veranlasst?

Es hat in den letzten Monaten in Elsenborn sehr viele Diskussionen rund um die Bleiwasserproblematik gegeben, wobei sich jeder die Frage stellt, ob dies Einfluss auf die Gesundheit hat. Vor einigen Wochen hat ein in Bütgenbach tätiger Politiker, der auch im Parlament aktiv ist, dort über die Folgen von Glyphosat referiert und dabei unterstrichen, dass die Volksgesundheit ein hohes Gut ist. Das steht ja auch im Leserbrief. Das habe ich zum Anlass genommen und ihn auch schriftlich kontaktiert, um auf die Situation in Elsenborn hinzuweisen.

Nun ist in letzter Zeit sehr häufig über die Trinkwasserqualität in Elsenborn diskutiert worden.

Ja, nur stand dabei nicht die Volksgesundheit im Mittelpunkt, sondern politische Ränkespiele rund um die Frage, wer die Wahrheit sagt und wer lügt. Die Bevölkerung stand daneben und musste sich das anschauen, ohne in irgendeiner Form berücksichtigt zu werden. Das war teilweise schon ein unwürdiges Schauspiel. Gesundheitssicherung sollte kein politisches Thema sein, auch kein rein verwaltungstechnischer Vorgang, den man auf die lange Bank schieben kann. Zur Volksgesundheit gehören vor allem Sensibilität und Mitgefühl, aber auch Transparenz, Aufklärung sowie Bürgernähe und -dialog. Vieles davon hat bisher gefehlt.

Warum stellen Sie den Bezug zum Thema Krebs her?

Wenn der Bürger im Unklaren gelassen wird, wenn er nicht informiert wird, sich nicht ernst genommen fühlt, macht er sich seine Gedanken und zieht seine eigenen Schlüsse. In jedem Dorf, jeder Gemeinde, in jeder Region gibt es Krebsfälle. Auch meine Familie ist betroffen. Meine Tochter hatte Krebs, die Angst bleibt allgegenwärtig. Nun kann man sagen: Statistisch gesehen hat meine Tochter leider Pech gehabt. Wenn man aber dann vor die Haustür tritt und sich das Dorf anschaut und beginnt, die Krebskranken zu zählen, ist man über die hohe Anzahl erschrocken.

Wie ist die Stimmung im Ort?

Elsenborn war in den letzten Wochen in einem wahren kollektiven Schockzustand. Wir haben wieder einen lieben Menschen verloren. Die frei gewordenen Emotionen und die Trauer habe ich in dieser Intensität noch nicht in Elsenborn erlebt. Zudem sind bei den Betroffenen eine ganze Reihe von jüngeren Menschen dabei, Kinder und Jugendliche oder auch Familienväter und -mütter, die mitten im Leben stehen. Ich denke, jetzt ist die Zeit einfach reif, Fragen zu stellen, auch öffentlich.

Ihnen liegt am Herzen, dass eine öffentliche Diskussion entsteht.

Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass Krebs noch oftmals in der öffentlichen Diskussion ein Tabuthema darstellt. Es ist ein Thema, das Angst macht, auch unseren Politikern. Dies habe ich in den letzten Wochen in Kontakten und Gesprächen auch so erlebt. Es geht mir nicht um Panikmache oder darum, Ängste zu schüren. Noch weniger geht es mir darum, aus dem Thema ein Wahlkampfthema zu machen. Ich will über diesen Weg die Diskussion endlich anstoßen. Wir sind es unseren Kindern und den nächsten Generationen schuldig, zumindest den Versuch unternommen zu haben.

Und das soll in einer Arbeitsgruppe geschehen?

Ich möchte die zeitnahe Einsetzung einer Arbeitsgruppe, in der sich die Politiker aller Listen der Gemeinde und interessierte Bürger wiederfinden, um der Problematik nachzugehen. Wichtig ist eine wissenschaftliche Begleitung durch Experten, z.B. Mediziner oder Naturwissenschaftler. Ich bin mir sicher, dass wir dabei auf die Unterstützung durch unseren ostbelgischen Gesundheitsminister Antoniadis zählen können. Ich möchte, dass auf gewisse Fragen objektive Antworten gegeben werden. Dabei darf es keine Denkverbote geben.

Welche Fragen sind das?

Es sind mögliche krankmachende Quellen zu identifizieren. Da unser Wasser laut Aussagen der Verantwortlichen nicht krank macht, müssen andere Quellen mitverantwortlich sein. Ich hatte im Leserbrief bereits auf Radonstrahlung, auf jahrelange Munitionstests und den Verseuchungsgrad des Truppenübungsplatzes hingewiesen. Ist es eine Kombination aus verschiedenen Faktoren, die zu einer möglichen höheren Gefährdungslage führen? Wir wissen es nicht.

Das sind einige recht unangenehme Fragen, die Sie da stellen.

Es ist mir bewusst, dass an die Verantwortlichen des Militärlagers Elsenborn oder an das föderale Verteidigungsministerium auch unangenehme Fragen zu richten sind. Erfolgen wirklich keine Munitionstests mehr? Welche Art von Munition wurde in der Vergangenheit getestet? Was lagert an „Müll“ auf dem Truppenübungsplatz? Wie hoch ist der Verseuchungsgrad? Ist die Aussetzung an Radonstrahlung möglicherweise in Elsenborn höher als anderswo? Das sind Fragen, deren korrekte und umfassende Beantwortung sicherlich mit Kosten verbunden sein wird. Letztlich ist das dann auch eine Frage politischer Priorität. Ist die Volksgesundheit höher einzuschätzen als die nächste Dorfplatzverschönerung.

Was ist, wenn es keine Ursache gibt? Wenn Elsenborn tatsächlich nur vom Pech verfolgt ist?

Dann werden wir das so akzeptieren müssen, aber zumindest haben wir es versucht. Vielleicht ist es nur eine gefühlte Häufung. Vielleicht ist die Situation in fünf oder zehn Jahren noch dramatischer. Jedenfalls müssen wir uns dann nicht den Vorwurf machen, dass jeder darüber geredet, aber niemand es angepackt hat. Leider glaube ich nicht an Zufall.

Was erwarten Sie konkret von der Politik in der Gemeinde Bütgenbach?

Ich erwarte die schnelle Einsetzung der Arbeitsgruppe. Ich erwarte, dass die Politiker, egal welcher Couleur, an einem Strang ziehen. Ich erwarte, dass sie nicht nur von Volksgesundheit als hohes Gut reden, sondern dies auch in der Gemeinde als hohe Priorität praktizieren. Ich erwarte, dass man kritische Fragen stellen darf bei vollständiger Transparenz. Ich erwarte, dass die Politiker für uns mutig agieren, auch gegenüber nationalen Behörden.

Ist Ihnen bewusst, wie groß die Gefahr ist, dass dieses Thema politisch missbraucht wird?

Diese Gefahr ist immer gegeben. Es muss klipp und klar mit allen vereinbart werden, dass das Thema nicht zum Wahlkampf missbraucht wird und nicht Personen im Vordergrund stehen, sondern die Sache. Es muss von Beginn an ganz klar sein, dass man sich zum Wohl der Bürger mit der Problematik beschäftigt und Streitigkeiten beiseite lässt. Das kann vielleicht ein positiver Anstoß sein. Ich finde persönlich, dass Gesundheit das höchste Gut eines Menschen ist. Fragen Sie die Kranken.


FBL Bütgenbach: „Wir nehmen die Sorgen der Bevölkerung sehr ernst“

Die jüngste Berichterstattung des GrenzEchos über die Verunsicherung in Teilen der Elsenborner Bevölkerung in Sachen öffentliche Gesundheit ist nicht ohne Reaktion geblieben.

Die FBL-Fraktion im Bütgenbacher Gemeinderat teilte am Wochenende mit, dass man diese Sorgen sehr ernst nehme und der gewünschten Bildung einer Arbeitsgruppe offen gegenüber stehe.

In einem Leserbrief und in einem Gespräch mit dieser Zeitung hatte Volker Klinges als besorgter Vater und Elsenborner das Thema der häufigen Krebserkrankungen in der Ortschaft am Freitag bzw. Samstag öffentlich gemacht und die Einsetzung einer Arbeitsgruppe gefordert, in der sich Politiker aller Listen und interessierte Bürger wiederfinden, um dieser Problematik auf den Grund zu gehen.

Dazu heißt es jetzt in einer Pressemitteilung der FBL: „Die jüngste Berichterstattung hat die in Teilen der Elsenborner Bevölkerung präsente Verunsicherung bezüglich nicht auszuschließender Gefährdungen der öffentlichen Gesundheit zum wiederholten Male thematisiert. Die FBL-Fraktion im Bütgenbacher Gemeinderat teilt auf diesem Wege mit, dass sie die Sorgen, Befürchtungen und Ängste der Bürgerinnen und Bürger ernst nimmt. Dies nach wie vor und mit Bezug auf alle Ortschaften der Gemeinde, insbesondere und aus aktuellem Anlass in Elsenborn.“

Der Anregung, eine Arbeitsgruppe einzusetzen, stehe die FBL-Fraktion offen gegenüber, heißt es weiter. „In diesem Sinne haben wir die Initiative ergriffen und Kontakt mit dem Gesundheitsminister der Deutschsprachigen Gemeinschaft, Antonios Antoniadis (SP) aufgenommen. In dem diesbezüglichen Austausch sind wir übereingekommen, möglichst zeitnah ein Gremium einzusetzen, das den zu stellenden Fragen nachgehen kann.“

Dabei seien dessen Form (Arbeitsgruppe, runder Tisch o. ä.), Zusammensetzung und Arbeitsweise zum jetzigen Zeitpunkt noch offen und sollten gemeinsam vereinbart werden.

Sowohl die Gemeinde Bütgenbach als auch der Gesundheitsminister legten Wert auf den neutralen Charakter des einzusetzenden Gremiums, heißt es weiter. Die Gemeinde sei aber bereit, sich aktiv in die Arbeit des betreffenden Gremiums einzubringen. Die Deutschsprachige Gemeinschaft habe ihrerseits die Bereitschaft signalisiert, das zu schaffende Gremium auf dem bestmöglichen Wege zu unterstützen und inhaltlich zu begleiten. (arco/red)


Stellungnahme der Fraktion "Gemeinsam für alle" (Elmar Heindrichs):

In Elsenborn hat Volker Klinges als besorgter Vater angeregt, eine Arbeitsgruppe zu bilden, die untersuchen soll, ob Ursachen für die hohe Anzahl an Krebserkrankungen in der Ortschaft Elsenborn zu ermitteln sind.  Wir als Fraktion „Gemeinsam für alle“ begrüßen diese Initiative.  Denn nahtlos schließt sie an unsere Arbeit als Oppositionsfraktion im Gemeinderat an.  Zwar waren wir zahlreichen Anfeindungen ausgesetzt und mussten am eigenen Leib erfahren, dass auch heute noch der Überbringer einer schlechten Nachricht bestraft wird. Dennoch wollen wir eine solche Arbeitsgruppe aktiv unterstützen.  Denn wir erhalten auch sehr viele positive Rückmeldungen aus der Bevölkerung, die uns immer wieder bestätigen, dass es der richtige Weg ist, auch unbequeme Wahrheiten aufzudecken.  
So ist es zum Beispiel unser Verdienst, dass eine Verunreinigung des Elsenborner Wasserturms entdeckt wurde und dieser vom Netz genommen wurde, da eine Reinigung nicht das erhoffte Resultat ergeben hatte.

Bei allen unseren Bemühungen hat stets die Sorge um die Volksgesundheit unser Handeln geleitet.  Unser Anliegen ist es immer gewesen der Bevölkerung eine größtmögliche Transparenz und fundierte Informationen zu garantieren. 

Wir wünschen uns, dass auch die zu bildende Arbeitsgruppe vor unbequemen Wahrheiten nicht Halt macht. Denn es gibt noch viel zu tun, und mit so mancher Hürde bei der ein oder anderen Behörde ist zu rechnen.  Wir sind jedenfalls gerne bereit, unser Wissen mit der Arbeitsgruppe zu teilen und aktiv mitzuarbeiten.


LESERBRIEF: Zu möglichen Gesundheitsgefahren in der Ortschaft Elsenborn schreibt Volker Klinges, ein „besorgter Vater“ und „Bürger Elsenborns“: Auch Elsenborn ist Teil der Bütgenbacher Volksgesundheit

Vor Kurzem referierte ein in Bütgenbach verantwortlicher Politiker im Parlament zum Thema Glyphosat und unterstrich zu Recht, dass die Volksgesundheit ein hohes Gut sei. Ich habe dies zum Anlass genommen, um ihn, angesichts der Bleiwasserproblematik, auf die Elsenborner Volksgesundheit hinzuweisen. Gesundheitssicherung ist kein rein verwaltungstechnischer Vorgang. Dazu gehören auch Sensibilität und Mitgefühl aber auch Transparenz, Aufklärung sowie Bürgerdialog. Gesundheitssicherung ist kein spaltendes Thema, wie dies leider in Bütgenbach durch Mehrheit und Opposition praktiziert wird. Elsenborn kennt seit Jahren eine – zumindest gefühlt – steigende Häufung von Krebsfällen, die uns alle sorgt und verängstigt. Junge Menschen, die ihr ganzes Leben noch vor sich haben, haben Besseres verdient, als sich Chemotherapien unterziehen zu müssen. Menschen, die mitten im Leben stehen, erkranken an Krebs oder werden aus dem Leben gerissen. Bei jeder neuen Krankheits- und Sterbemeldung leidet das ganze Dorf! Wenn unser Wasser nicht krank macht, was liegt dann in der Luft? Sind Radonstrahlung oder die Munitionstests und der Militärtruppenübungsplatz, dessen Verseuchungsgrad wir nicht kennen, (mit)verantwortlich für Leid und Tod? So darf es aber nicht weitergehen! Ich fordere einen parteiübergreifenden Bürgerdialog und die Einsetzung einer Arbeitsgruppe mit externer Expertise, die sich mit diesen Fragen beschäftigt. Bürgerbeteiligung setze ich voraus und stehe, wie sicherlich auch andere, zur Verfügung. Es geht mir nicht um Panikmache. Wir sind es unseren Kindern und den nächsten Generationen schuldig, zumindest den Versuch unternommen zu haben, dieser Problematik auf die Spur zu kommen. In der Hoffnung, dass dieser Hilferuf gehört wird…


Kommentar von Petra Förster

Die jüngste Debatte um die Trinkwasserversorgung in der Gemeinde Bütgenbach kommentiert GE-Redakteurin Petra Förster.

Es ist noch nicht lange her, da war an dieser Stelle die Wasserqualität in Elsenborn und Küchelscheid Inhalt eines Kommentars.

Seit Jahren gibt es im Gemeinderat Bütgenbach hitzige Debatten zu diesem Thema, Wasserproben und Gegenproben und vor allem große Verunsicherung.

Im September hatten wir an dieser Stelle vorgeschlagen, dass eine dritte, unabhängige Instanz sich der Sache annimmt. Zugegeben, die Oppositionsfraktion GfA war es eigentlich, die Gesundheitsminister Antonios Antoniadis (SP) ins Spiel gebracht hatte. Und wir fanden die Idee ganz gut…

Antoniadis nahm sich der Sache an und bat seinen Kollegen, den regionalen Umweltminister Carlo Di Antonio (CdH) um eine Stellungnahme. Di Antonios Behörde ist von Amts wegen mit der Akte befasst und kennt alle Schriftstücke, Wasseranalysen und die Akteure. Sein Fazit teilte der Minister am 16. November schriftlich mit: Ja, es gibt Probleme mit der Wasserqualität in Bütgenbach, vereinzelt und nicht in dem Maße, dass eine Gesundheitsgefährdung vorliegen würde. Zudem erfülle die Gemeinde als Wasserlieferant stets alle Vorgaben und sei bei Problemen um eine schnelle Lösung bemüht.

Wenn man nun noch weiß, dass die Überlegungen für die Wasserversorgung in Küchelscheid laufen und zudem der Gemeinderat beschlossen hat, Millionen in neue Leitungen in den Orten Elsenborn, Nidrum, Küchelscheid und Leykaul zu investieren, dann könnte man sich als Opposition eigentlich mal zurücklehnen, vielleicht noch das eine oder andere Detail klären und – natürlich – im Auge behalten, dass die Pläne auch in die Tat umgesetzt werden. So liefe es in vielen anderen Gemeinden – nicht aber in Bütgenbach.

Hier geht es einigen Akteuren augenscheinlich oft gar nicht so sehr um die Sache, sondern darum, dem „politischen Gegner“ eins auszuwischen.

Da werden Worte verdreht, spitze Bemerkungen gemacht und gerne auch mal verbal unter der Gürtellinie argumentiert, und zwar so, dass Beobachter nur den Kopf schütteln können.

Genauso wie die Bütgenbacher Bürger sauberes Wasser verdient haben, haben sie eine demokratische Vertretung verdient, die ihre Aufgabe sachlich erfüllt und nicht persönliche Grabenkämpfe austrägt.

Vielleicht müsste auch in diesem Punkt eine dritte, unabhängige Instanz her? Eine Art Schiedsrichter, der die rote Karte zeigt, wenn die Grenze überschritten wird. Oder darf man sich im Ratssaal benehmen wie man will? Herr Antoniadis, das wäre jetzt für die Kollegin, oder? Frau Aufsichtsministerin Weykmans, können Sie nicht mal jemanden vorbeischicken?


Zum Kommentar von Redakteurin Petra Förster „Ein Schiri für den Ratssaal“ (siehe GE vom 27. November, Seite 2) schreibt Ratsmitglied Elmar Heindrichs aus Weywertz:

Es freut mich, dass Sie die Initiative der Fraktion „Gemeinsam für alle“ für gut befunden haben, den Gesundheitsminister Antoniadis zu interpellieren. Verwundert bin ich allerdings, dass Sie in Ihrem Artikel mit keinem Wort darauf eingehen, dass es ausgerechnet besagter Minister Antonios Antoniadis war, der das Feuer bei der letzten Gemeinderatssitzung gelegt hat.

Infolge einer Anfrage der Opposition hat Minister Antoniadis bei seinem wallonischen Kollegen Di Antonio nachgefragt. Doch anstatt der Opposition dann die Antwort des Ministerkollegen mitzuteilen, schickt Minister Antoniadis die Antwort lediglich an den Bürgermeister. Dieser wollte der Opposition eins auswischen, indem er einzelne Passagen des Schreibens aus dem Kontext riss und diese zitierte. Wir als Opposition warten übrigens bis heute auf eine Antwort des DG-Ministers Antoniadis. Scheinbar heißen Sie, Frau Förster, diese Vorgehensweise aber gut, denn sonst hätten Sie diesen Umstand ja sicherlich in Ihrem Kommentar erwähnt. Übrigens braucht ein Gemeinderat keinen externen Schiedsrichter. Eine Sitzung korrekt zu leiten, ist eigentlich Aufgabe des Bürgermeisters. Dass es hier hapert, wissen Sie genau, doch anscheinend fehlt es an Mut, genau diesen Missstand anzuprangern. Es ist halt einfacher, den gesamten Gemeinderat über einen Kamm zu scheren, anstatt Ross und Reiter zu nennen.


Leserbrief

Die Problematik der Volksgesundheit in Elsenborn und anderswo

Sehr geehrter Herr Klinges, zunächst ein Dankeschön für Ihre sachliche Fragestellung bezüglich der Bleiwasserproblematik auf die steigende Häufung von Krebserkrankungen in Elsenborn. Ihr Leserbrief (GE: 01.12.17) und Ihre Aussagen im Gespräch mit Petra Förster (GE: 02.12.17) haben uns bewogen – nach längerem  Schweigen – nochmals öffentlich Stellung zu beziehen. Wir schreiben das Jahr 2007/2008: Damals gab es in Elsenborn eine Bürgerinitiative „ Stop Mecar“. Sprecher oder Initiatoren waren Hermann Langer und Karl-Heinz Schmitz. Außer der Plakataktion „Stop Mecar“ entlang der Straßen um Elsenborn unternahmen sie wichtige Schritte zu Verantwortlichen der  Politik in der DG und der Wallonischen Region, um die Munitionstests zu verbieten. Denn sie befürchteten, dass auf dem Schießgelände Elsenborn Tests mit krebserregender Kriegsmunition durchgeführt würden. Für uns – Mitglieder vom „Aktionskomitee gegen Krieg“ und „Miteinander Teilen“ – war sofort klar: Wir unterstützen diese Bürgerinitiative durch öffentliche Aufklärung der Machenschaften dieser Rüstungsfirmen und der Politik. Damals zeigten wir am 25. April 2008 in Weywertz und am 11. Juni 2008 in St. Vith den 93 Minuten dauernden Dokumentarfilm „DEADLY DUST – TODESSTAUB“ eine Dokumentation eines Kriegsverbrechens (in deutsch, Untertitel in französisch) in Anwesenheit des Filmemachers Frieder Wagner. In der Pressemitteilung vom 09.04.2008 zu diesen Vorführungen heißt es: „Warum ist in Ostbelgien die Krebsrate so extrem hoch(?) Die Antwort auf diese Frage liegt im Dunkeln. Der Dokumentarfilm könnte hellhörig machen. Frieder Wagner (ochowa-film@t-online.de) – Träger des Europäischen Fernseh- und Grimme-Preises – hat jahrelang nachgeforscht, damit seine Dokumentation nicht angezweifelt werden kann. Tödlicher Staub wird durch die Verwendung von Uranmunition verursacht, die u.a. von der NATO im Irak und Exjugoslawien eingesetzt wurde… Was die US-Firma „MECAR“ in Elsenborn testet, unterliegt der strengsten Geheimhaltung…“ Dies bekamen wir zu spüren, als wir beim Tag der Offenen Tür im Lager Elsenborn einen stummen Protest gegen die Munitionstests machten (GE vom 20. 05.2008). Heute fügen wir hinzu: Der Film begleitet den Tropenarzt und Epidemiologe Prof. Dr. med. Siegwart-Horst Günther in den Irak und Kosovo und dokumentiert so den Einsatz der hoch toxischen und radioaktiven Munitionen, die bereits 1991 von Großbritanien und den USA verwendet wurden und bei Zivilisten (hauptsächlich Kindern) sowie Militär nachhaltige Strahlenschäden verursachten. Lesenswert: „verlag am park, Siegwart-Horst Günther – ZWISCHEN DEN GRENZEN – Mein Leben als Zeitzeuge“. Und wir fragen: Spielt die Volksgesundheit bei so viel Unmenschlichkeit noch eine Rolle? Spielt die Volksgesundheit bei allen wissenschaftlichen, technischen Errungenschaften überhaupt eine Rolle? Hat Belgien die Möglichkeit -  z.B. Wasser auf abgereichertes Uran zu prüfen? Wo? ist die Politik nicht dabei, Menschen zu „Unmenschen“ zu machen?


Ria Schunck, Kettenis - Ferdi Braun, Eupen

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