Mit Motorradclubs der Jugend Werte vermittelt

Nachruf: Langjähriger Pfarrer von Nidrum 88-jährig verstorben

Am frühen Sonntagmorgen, 5. November, verstarb in der St.Vither Josefsklinik im Alter von 88 Jahren Pastor Herman Brouwers aus Nidrum.  Am Samstag, 30. September, kam er ins Krankenhaus, nachdem er am Tag vorher in der Kapelle des Franziskanerinnenklosters "Jungfrau der Armen" Bütgenbach mit Müh und Not noch einen letzten Gottesdienst gefeiert hatte.

Anfang Dezember hätte der aus Moresnet-Kapelle stammende Militärpfarrer und Seelsorger in der Dreikönigspfarre sein diamantenes Priesterjubiläum feiern können. Vor 60 Jahren, am 8. Dezember 1957, empfing der damals 28-Jährige durch einen chinesischen Erzbischof im Institut Saint-Joseph in Dolhain die Priesterweihe.

Die fast 89 Lebensjahre sah man dem Verstorbenen, der am 20. Januar 1929 als  viertes von sechs Kindern der Eheleute Joseph, von Beruf Metzger, und Maria Brouwers-Nols das Licht der Welt erblickte, bis vor wenigen Monaten nicht an, und von Amtsmüdigkeit war bei ihm weit und breit keine Spur.  „Ich bin doch nicht nur Priester bis zu einem gewissen Alter“, sagte er vor zehn Jahren aus Anlass seines goldenen Priesterjubiläums, „und bestimmt nicht in der heutigen Zeit des akuten Priestermangels“. Solange die Gesundheit mitspielt, wollte er jedenfalls seinen Beitrag als Priester in der Kirche weiter leisten, denn „ich bin für die Menschen da, und nicht umgekehrt“.  

Franziskaner

„Schon als Kind spielte ich gerne mit meinen Freunden Messe“, erinnerte sich Herman Brouwers, der in einer tief religiösen Familie die ersten Gehversuche im Glauben unternahm. Er verbrachte viel Zeit mit seinem Freund und Nachbarn Joseph Mostert, der lange Jahre Rektor in Honsfeld war und 2004 verstarb.  Als Kind und Jugendlicher lebte er eine enge Verbundenheit und Freundschaft mit den Franziskanern im Kloster von Moresnet-Kapelle. Aber auch der damalige Präses der Pfadfinder, Pater Bentivolius, der in Moresnet die franziskanische Jugend gegründet hatte, hinterließ tiefe Spuren im Leben des jungen Herman Brouwers, so dass allmählich seine Berufung zum Priester heranreifte.  Die Franziskaner hatten zwar gehofft, er würde ihrem Orden beitreten, aber „ich fühlte mich eher zum Diözesanpriester berufen“.  Der starke Einfluss von Pater Bentivolius hatte übrigens dazu geführt, dass noch mehrere der damaligen Pfadfinderleiter den Weg ins Priesterseminar antraten.

Institut St. Joseph

Vom ersten Jahr der Volksschule bis zum Abiturjahr verbrachte Herman Brouwers – mit Unterbrechung der Kriegsjahre – die Schulzeit im Institut St. Joseph in Dolhain. Nach den vier Kriegsjahren musste er wieder als 16-Jähriger zusammen mit 12-jährigen Schülern die Mittelschule beginnen, da die Jahre nicht anerkannt worden waren, so dass er – nach der Zeit im Priesterseminar – erst mit 28 Jahren das Sakrament der Priesterweihe empfangen konnte.  Als Zeichen der Verbundenheit für die zwölf Schuljahre im Internat in Dolhain, sollte die Priesterweihe in der hauseigenen Kapelle stattfinden, wenn er einen Bischof für die Weihe finden würde, so ließ es jedenfalls der damalige Lütticher Diözesanbischof verlauten.  Zur damaligen Zeit weilte gerade ein chinesischer Erzbischof in Brüssel, der den Onkel des Jubilars, Josef Nols, der Missionar in China war, kannte.  So fand am 8. Dezember 1957 die Priesterweihe in der Schulkapelle statt. 

Jugend

Dem jungen Priester lag die Jugend stets am Herzen. Als Kaplan in Lüttich organisierte der begeisterte Pfadfinder Ferienlager mit Straßenkindern seiner Pfarre. "Die schönste Zeit war zweifellos die Zeit als Kaplan in Lüttich, wo ich vieles gelernt habe, mich dem Arbeitervolk sehr nahe fühlte und das Leben mit ihnen teilte.  Bei meinen Hausbesuchen habe ich den Kontakt zu den Menschen gesucht, so dass ich jeden beim Namen nennen konnte."

Aber schon acht Jahre nach der Priesterweihe wurde er zum Militärgeistlichen nach Düren berufen. "Als Militärpfarrer ging es mir vor allem darum, dabei zu sein und bei den Manövern mitzumachen.  Ich bin immer dort eingesprungen, wo Not am Mann war, wo einer fehlte. Ich war praktisch Lückenfüller, ob als LKW- oder Panzerfahrer, als Schadens- oder Verbindungsoffizier oder als Kanonier." 

Auch hier versuchte er die Jugend zu erreichen, um in diesem nicht einfachen Milieu Fuß zu fassen. Viele junge Menschen des damaligen Militärstandortes Düren hatten immer wieder Probleme mit der Polizei, neigten zu Vandalismus, Diebstahl und Alkoholsucht. So baute Herman Brouwers Jugendhäuser auf, nahm randalierende Jugendliche von der Straße und schaffte es, nach einem Jahr, das Vertrauen der jungen Menschen zu finden.

Motorradclubs

Am 12. Oktober 1972 gründete er den Motorradclub „Les petits et les grands cubes“, der später zu „Freundschaft ohne Grenzen“ wurde und 115 Mitglieder zählte.  „Die damaligen Probleme mit der Polizei hörten schlagartig auf“, so Herman Brouwers, der den jungen Menschen mit Hilfe des Motorradclubs ein neues Lebensziel gab, eine sinnvolle Freizeitgestaltung ermöglichte und mit ihnen Werte der Gemeinschaft, Treue und Ehrlichkeit lebte.  Im Jahr 1979 gründete er einen zweiten Motorradclub „Quo Vadis“ in Neheim. Bei alldem ging es ihm darum, Freundschaft zu fördern. Er war ein Mensch mit vielfältigen Kontakten von der höchsten Militärhierarchie bis hin zu den einfachen Soldaten. Über so manchen hat er seine „schützende Hand“ gehalten und ihnen beigestanden. "Die Zeit als Gefängnisseelsorger in Neheim war eine Zeit, die ich nicht missen möchte." 

Neben seiner Tätigkeit als Militärdekan, wurde Herman Brouwers vor 25 Jahren erstmals Pastor eines Dorfes und übernahm am 1. September 1992 die Nachfolge von Josef Pankert in Nidrum. Der Unterschied zwischen den beiden Betätigungsfeldern war offensichtlich. „Als Militärdekan der wallonischen Provinzen mit der Betreuung von sieben Kasernen betraut, lebte ich wie in einem Ghetto, wie in einer in sich geschlossenen Siedlung“. In einer Dorfpfarre ist die Situation völlig anders. So musste der Jubilar nun den „Lernprozess“ eines Dorfpfarrers in einer Pfarrgemeinde antreten.  Die Kranken lernten den Seelsorger als mitfühlenden Priester kennen. Die älteren Mitchristen entdeckten in ihm einen herzlichen und engagierten Menschen, der ihnen zugeneigt war.  Die Pensionierten des Freundschaftsbundes unter der Leitung von Josefa Heck schwärmten von ihm. Was er tat, machte er mit ganzem Herzen, weshalb er dann auch manchmal enttäuscht war, wenn es nicht so klappte, wie er es sich vorgestellt hatte. Den jährlichen „Betriebsausflug“ mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern seiner Pfarre bereitete er minutiös vor.

Ihm lag die Gestaltung des Gotteshauses deshalb so sehr am Herzen, "weil die Gläubigen gerade über den Kirchenschmuck die Frohe Botschaft besser verstehen können. Die Bedeutung der Gestaltung einer Kirche habe ich bei den Franziskanern und als Kaplan in Lüttich kennen gelernt. Auch das Bauen von Krippen habe ich von den Franziskanern gelernt, war doch der hl. Franziskus der erste Krippenbauer."

Die Begräbnisfeier für Pastor Herman Brouwers findet am Freitag, 10. November um 10 Uhr in der Pfarrkirche St. Stefanus Bütgenbach statt. Die Beisetzung geschieht gegen 16 Uhr auf dem Friedhof von Moresnet. Die Totenwache ist am Donnerstag, 9. November, um 19.00 Uhr in der Bütgenbacher Pfarrkirche. Der Verstorbene befindet sich in der Nidrumer Totenkapelle.

Zur Person

Jugendarbeit, Militär- und Pfarrseelsorge

  • Herman Brouwers wurde am 20. Januar 1929 in Moresnet-Kapelle als erster Sohn und als viertes Kind der Eheleute Joseph und Maria Brouwers-Nols geboren. De Eltern haben drei Söhnen und drei Töchtern das Leben geschenkt. Sie hatten eine Metzgerei in Moresnet-Kapelle, wo die Familie wohnte. Der Vater verstarb 84-jährig im Jahr 1979, die Mutter 1981 im Alter von 86 Jahren.  Von seinen Geschwistern leben noch zwei.
  • Er wurde im Institut St. Joseph in Dolhain eingeschult, wo er als Internatsschüler 1951 das Abitur in der griechisch-lateinischen Abteilung machte.
  • Zwischenzeitlich, von 1943 bis 1944 war er zwei Jahre an der Josef-Kerres-Schule (dem zu deutscher Zeit umbenannten Collège Patronné, heute Pater-Damian-Schule)
  • Im September 1951 ging er zum so genannten „Kleinen Seminar" in St. Truiden, wo er die Ausbildung zum Priester mit philosophischen Studien begann.
  • Von 1953 bis 1957 studierte er Theologie am Priesterseminar in Lüttich. Von 1954 bis 1956 leistete er den Militärdienst als Sanitäter in Aalst und als Krankenpfleger im Militärhospital Lüttich.
  • Am 8. Dezember 1957 empfing Herman Brouwers aus den Händen des chinesischen Erzbischofs, Msgr. Morel, im Institut Saint Joseph in Dolhain die Priesterweihe.  Hierbei sei erwähnt, dass vier Vettern des Jubilars ebenfalls Priester wurden.
  • Am 15. Dezember feierte er seine Primiz in Moresnet-Dorf, am 22. Dezember in Moresnet-Kapelle.
  • Von 1957 bis 1965 war er Kaplan in der Pfarre St. Hubert in Lüttich-Burenville, einem Stadtviertel, das drei Kohlebergwerke umfasste. Als Einstieg in seinen neuen Arbeitsplatz fuhr Herman Brouwers während vierzehn Tagen mit den Kumpels in den Schacht, um mit ihnen die Schwerstarbeit zu erfahren.  Als begeisterter Pfadfinder organisierte er Ferienlager mit Straßenkindern seiner Pfarre, mit den Mädchen und Jungen der Patro-Jugendgruppe und während sechs Jahren mit Pfadfindern aus Melen.
  • Am 1. September 1965 erfolgte der Ruf zum geistlichen Dienst in der Armee. Ab 1. September 1965 betreute Herman Brouwers mit drei Priesterkollegen rund 20.000 in Düren stationierte Belgier.  Er baute Jugendhäuser auf, nahm randalierende Jugendliche von der Straße, gründete einen Soldatenchor und eine Musikband und betreute die Pfadfinder. 
  • Ab 1. September 1978 wurde er während neun Jahren Militärdekan von Werl und Neheim und Pfarrer im Gefängnis von Neheim für die belgischen Soldaten östlich des Rheins.
  • Am 1. September 1980 wurde er zum Militärdekan (Dechant) von elf Kasernen jenseits des Rheins ernannt.  Als leitender Direktor der HNDA (Hospitalité Notre Dame aux Armées) oblag ihm die Betreuung der Kranken und Menschen mit Behinderung in der Armee, die er  während zehn Jahren auf der Pilgerreise nach Lourdes begleitete. Insgesamt war Pfarrer Brouwers im Rahmen der Militärwallfahrt 25 Mal in Lourdes.
  • Am 1. September 1992 wurde Herman Brouwers Pfarrer in Nidrum. Gleichzeitig war er Militärdekan der wallonischen Provinzen und mit der Betreuung von sieben Kasernen betraut, wovon er bis 1994 vier abgab, um schließlich Vogelsang, Vielsalm, Verviers und Elsenborn weiterhin zu versorgen. Bis zuletzt oblag ihm die seelsorgliche Begleitung der Berufssoldaten in Elsenborn.
  • Am Sonntagmorgen, 5. November 2017, verstarb er im St.Vither Krankenhaus im Alter von 88 Jahren.

  Fotos zu Pastor Herman Brouwers
 

Au nom des anciens scouts de Melen, qu'Herman Brouwers avait accompagné une dizaine d'années lors de leurs camps, nous tenons à vous adresser nos sincères condoléances. Il a marqué cette génération par sa présence et le témoignage vivant de sa foi, en Dieu et dans la jeunesse. Comme dans le contexte des Forces Belges en Allemagne, sa grosse moto BMW, son blouson de cuir et sa bonté naturelle avaient retenu l'attention de beaucoup. Le contact avait ainsi été vite pris avec les jeunes, même ceux pour qui la religion n'était guère importante, a priori. "Herman" avait bien compris que son message spirituel passait aussi par le partage de passions et d'images en phase avec ceux qu'il côtoyait. Il a ainsi été un des nôtres et l'était resté dans nos coeurs. Et c'est avec grand plaisir qu'on l'avait retrouvé en septembre 2016 lors du 75e anniversaire de l'unité scoute de Melen. Alors, il nous avait offert un cierge destiné à célébrer l'événement. Plusieurs fois aussi, des anciens avaient fait le crochet par Nidrum, ces dernières années. Tous ceux que nous avons pu prévenir ont eu une pensée pour lui et quelques-uns  devraient pouvoir se libérer pour participer aux funérailles à Butgenbach, ce vendredi. Nous ne voulions pas manquer de lui laisser ce petit témoignage de notre amitié, et de notre admiration: il nous a tant offert avec sa présence...

Jean-Marie Kéris et Yves Bastin

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