Beim Wandern in das Buch der Bücher eingetaucht
9. Bibelwandertag: 19 Teilnehmer meditierten biblische Texte im Gehen
Am Mittwochvormittag, 9. August 2017, fand das Grenz-Echo in Ruitshof bei Küchelscheid 19 erwartungsvolle und frohgelaunte Frauen und Männer, die an einer etwa 13 Kilometer langen Wanderung der besonderen Art teilnehmen wollten.von Lothar Klinges
Die Teilnehmer, darunter mehrere Neulinge, hatten sich bei angenehmen Wanderwetter am Morgen mit festem Schuhwerk und der Bibel im Rucksack ab Ruitshof nahe Küchellscheid unter der Leitung von Margot Piel, Dorothea Schwall und Kaplan Karl-Heinz Calles auf einen besonderen Weg gemacht. Wie seit zwei Jahren die Bibelwanderung die Teilnehmer nicht über die "holprigen Wege" rund um Montenau, sondern auf angenehmen Wanderwegen diesmal rund um die Richelsley und das Kreuz im Venn, freute sich Karl-Heinz Calles.
" Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr ": Unter diesem Leitgedanken aus dem Markusevangelium stand der neunte Bibelwandertag.
Der Eupener Seelsorger Karl-Heinz Calles, dem es auch in diesem Jahr wieder oblag, die Impulse zu geben, überreichte jedem Teilnehmer ein Blatt mit vier Ohren als Einleitung in das Thema "Hören". Auf dem Weg zum Richelsley-Felsen sollte jeder sich einen Stein suchen, um im Laufe des stillen Gehens mit diesem Stein vertraut zu werden, erklärte Karl-Heinz Calles. "Ein Stein kann sprechen. Was höre ich, was sagt er mir?" Anhand eines Textes wurden die Teilnehmer eingeladen, die Aufmerksamkeit mit allen Sinnen in der Natur einzuüben. Mit Blick auf den großen Felsen am Kreuz im Venn erinnern sich die Teilnehmer an den Berg Sinai, um den Unterschied der Stimme Gottes im alten und im neuen Testament (Berg Tabor der Verklärung) zu vernehmen. Das Evangelium der Verklärung Jesu wird anhand der vier Ohren vertieft: des Ohrs der Fakten, der Beziehung, des Auf- und Weckrufs und des Ohrs der Selbstoffenbarung. An der Richelsley wird anschließend gefeiert, gebetet und im Austausch sich eingebracht. Geendet wird mit dem Evangelientext des kommenden Sonntags mit Jesu Gang über das Wasser, der wiederum anhand der vier Ohren vertieft wird. Mit der Lieblingsspeise für Jung und Alt, dem Pfannkuchen, klang der neunte Bibeltag aus.
Allerorts scheint der Wunsch nach neuen Wegen im Glauben erkennbar zu sein, der Menschen dazu bewegt, außerhalb von traditionellen Gottesdiensten alternative Formen zu suchen. Viele Menschen sind auf der Suche, und gerade über eine Bibelwanderung kann man sich mit Fragen auseinandersetzen und mit anderen darüber austauschen.
Für Martha Elsen ist es bereits die siebte Bibelwanderung, an der sie teilnimmt, und immer wieder eine Gelegenheit, das Evangelium besser zu verstehen und im täglichen Leben umsetzen zu können. "In der Heiligen Schrift finde ich eine Basis und einen roten Faden für mein Leben und lerne jemanden kennen, der mir Halt und Stütze ist", sagt die 59-jährige Heppenbacherin.
Heinz Radermacher (70) aus Elsenborn hat bereits an vier Bibelwanderungen teilgenommen, "von denen ich immer sehr begeistert heimgekehrt bin." Ein solcher Tag in der Natur gibt ihm "innere Ruhe und Frieden zum Auftanken neuer Energie, ein wohltuender Tag der Stille und des Abschaltens vom Alltag, der mir Geistesfrische gibt."
Der 55-jährige Gerd Dürnholz aus Eupen, der zum dritten Mal teilnimmt, erwartet von der Bibelwanderung einen neuen "Impuls" für sein Leben. Es ist ein Tag des "Nachdenkens und der Stille." Der Austausch mit Gleichgesinnten bereitet ihm immer viel Freude.
Für Helmut Theissen ist es die dritte Wanderung mit der Bibel. "Ich freue mich auf die Gemeinschaft und Stille, sowie auf das Thema des Hörens, damit ich immer wieder darauf achte, wirklich zuzuhören", erklärt der 70-jährige Eupener.
Für Elvira Freches (58) aus Bütgenbach, die zum vierten Mal, diesmal mit ihrer Kusine teilnimmt, ist die Bibelwanderung ein "besinnlicher, stiller Urlaubstag, der mehr bringt als die Unruhe und der Lärm, der uns sonst umgibt.."
In stiller Einzelbesinnung, im Zweiergespräch, in Kleingruppen, in der Gesamtgruppe sowie im Gebet brachen bei nicht wenigen Teilnehmern auch existentielle Fragen auf, so die Frage nach Gottes Barmherzigkeit auch gegenüber Menschen, die viel Unheil über die Welt gebracht haben. " Ausgehend von der Not der Menschen haben wir den Weg der Einmaligkeit Jesu beschritten und dabei entdeckt, dass wir den Mann aus Nazareth brauchen, meinte Karl-Heinz Calles abschließend.
Für Karl-Heinz Calles gewinnt die Bibel im kirchlichen Handeln zunehmend an Bedeutung. Immer mehr Menschen möchten die Bibel in ihrer Weite kennenlernen und versuchen, mit der Heiligen Schrift zu leben und aus dieser Erfahrung ihr Leben zu gestalten.