Piet Geelen 100-jährig verstorben

Nachruf: Wirtzfelder Pastor verstarb im Seniorenheim Golden Morgen

Nachruf: Wirtzfelder Pastor verstarb im Seniorenheim Golden Morgen
Pastor Piet Geelen 100-jährig verstorben

Am frühen Dienstagmorgen, 4. Dezember 2018, verstarb im Seniorenheim Golden Morgen in Walhorn im Alter von 100 Jahren Pastor i. R. Piet Geelen aus Wirtzfeld.  Bis vor wenigen Tagen lebte er noch im Pfarrhaus in Wirtzfeld.

Von Lothar Klinges  (Fotos)

In den letzten Jahrzehnten hatte die Ortschaft Wirtzfeld mehrmals die Freude gehabt, Jubiläen rund um ihren langjährigen Pastor zu feiern. Das Gnaden-Priesterjubiläum lag erst drei Jahre zurück, als sich zum 70. Mal der Tag der Priesterweihe von Piet Geelen jährte.

Am 18. April 2018 wurde der Seelsorger, der mit seinen 73 "Arbeitsjahren" in unserem Bistum der dienstälteste Arbeiter im Weinberg des Herrn war, 100 Jahre alt und beging in diesem Jahr zudem noch sein 30-jähriges Dienstjubiläum in der Wirtzfelder St. Anna-Pfarre. Damit war er der Geistliche mit der längsten Priestertätigkeit in Wirtzfeld. Am Sonntag, 22. April, wurde ihm in einem Dankgottesdienst unter Mitwirkung der Dorfvereine in der Pfarrkirche festlich gedankt. Im Jahre 1995 feierte er dort sein goldenes,  2005 sein diamantenes und 2010 sein eisernes Priesterjubiläum.


„Ich habe die Wirtzfelder gerne, und ich spüre, dass sie mich auch schätzen“, so das Fazit von Pfarrer Piet Geelen anlässlich seines 100. Geburtstages. Noch bis Juli 2014 hat er jeden Sonntag den Gottesdienst mit seiner Pfarrgemeinde gefeiert.

Er war ein einfühlsamer Seelsorger, hilfsbereit und stets verfügbar.  Seine Einsatzfreude und seinen Humor hatte er mit einem tiefen Glauben verbunden. Während 30 Jahren teilte er Freud und Leid der Menschen "seiner" St.Anna-Pfarrei, die ihm das auch mit Dank hat spüren lassen. Sein Mitgefühl mit dem Leid seiner Mitmenschen zeigte sich besonders bei tragischen Sterbefällen. In seiner Wirtzfelder Zeit hat er 148 Kinder getauft, haben sich 45 Paare das Sakrament der Ehe gespendet, und hat er 122 Menschen auf dem letzten Weg begleitet.

Am 18. April 1918 wurde Piet Geelen als zweites von acht Kindern (fünf Jungen und drei Mädchen, von denen noch zwei leben) der Eheleute Josef Geelen und Luzia Vrusch in `s-Gravenvoeren (Provinz Limburg) geboren. Sein Vater, der bereits 1940 im Alter von 55 Jahren verstarb, und seine Mutter führten eine kleine Landwirtschaft. Beim Einmarsch der deutschen Truppen in Voeren wurden mehrere Leute des Dorfes erschossen. „Das ist meinem Vater so nahe gegangen, dass er kurz darauf an Krebs erkrankte und verstarb.“ Nach dem Besuch der örtlichen Grundschule zog es den jungen Mann zum „Kleinen Seminar“ in Sint-Truiden: „Das Internat in Sint-Truiden war für uns die einzige Möglichkeit, die Schule fortzusetzen, da dort in Niederländisch unterrichtet wurde. Die anderen gingen indessen nach Visé.“

Menschen froh machen

Nach dem Abitur begann er das Studium der Philosophie am Kleinen Seminar in Sint-Truiden und wechselte für das Theologiestudium zum Priesterseminar in Lüttich über: „Ich hatte immer das Verlangen, mein Leben in den Dienst der Menschen zu stellen.“  Sein Herzenswunsch war es, „Menschen froh und glücklich zu machen“, weshalb in ihm sehr früh die Berufung heranwuchs, Priester zu werden: „Mir schien, dass ich diesen Wunsch am besten als Priester in die Tat umsetzen konnte“.

Schornsteinfeger

Nach der Diakonweihe wurde der „echte Vlaming uit de Voerstreek“, wie er sich gerne selbst bezeichnete, im September 1944 als Lehrer an das Institut „Saint-Joseph“ in Dolhain gesandt, wo er vor allem die Fächer Latein und Griechisch unterrichtete. Die Zeiten waren damals für die freien Schulen sehr schwer, erinnerte er sich. So musste er neben seiner Lehrtätigkeit noch Handwerkerarbeiten als Dachdecker, Schreiner, Maurer und Schornsteinfeger übernehmen. Nach der Priesterweihe durch Bischof Louis-Joseph Kerkhofs am 6. Mai 1945 in der Lütticher Kathedrale blieb er als Lehrer und Priester noch weitere fünfzehn Jahre an der Schule, wo er auch wohnte. Übrigens hatte der Jubilar noch einen Bruder, Servaas, der bis Dezember 2007 Dechant in Maasmechelen war und einen Vetter, Wim Geelen, der als ehemaliger langjähriger Eupener Dechant und Rektor von Banneux, in den Eupener Pfarren bereitwillig ausgeholfen hatte.

Bahnhofsmessen

Neben seinem Lehrerberuf wurde er vom Brüsseler Militärbischof beauftragt, ab 1947 jeden Sonntag  auf dem Gelände des Bahnhofs Herbesthal einen Gottesdienst für die durchreisenden Soldatenkolonnen zu feiern, die am Sonntagmorgen aus Deutschland kommend nach Flandern reisten und zwei Stunden Aufenthalt im Grenzbahnhof hatten. Zwischenzeitlich verbot ein Minister, den diese „geistlichen Militärübungen“ störten, das Feiern von Gottesdiensten für die Soldaten. Nach zahlreichen Protesten durch die Soldaten wurden sie jedoch bis 1958 wieder aufgenommen. In Herbesthal hat er die ersten Kontakte mit Soldaten geknüpft, die für seinen weiteren Werdegang als Priester entscheidend waren. Im Jahr 1958 beendete der damalige Militärpfarrer von Elsenborn aus Gesundheitsgründen seinen Dienst, so dass Piet Geelen zweimal die Woche von Dolhain nach Elsenborn reiste. Aus der Übergangslösung wurde ein Dauerauftrag, als er seine Lehrtätigkeit in Dolhain beendete und Militärgeistlicher in Elsenborn wurde. Zunächst wohnte er noch während eines Jahres in Malmedy, wo ein Kaplan gesucht wurde. 1961 schließlich zog er nach Elsenborn um, wo er bis 1988 als Militärpfarrer tätig sein sollte: „Den intensiven Kontakt mit den jungen Soldaten habe ich als sehr belebend empfunden, und das hat mich jung gehalten.“

Wirtzfeld

Als Piet Geelen als 70-Jähriger aus der Armee entlassen wurde, fühlte er sich noch zu jung, um in den Ruhestand zu treten. Auf die Frage seiner Vorgesetzten, wohin er denn zu gehen gedenke, ant­wortete Piet Geelen damals eher aus Jux: „Nach Wirtzfeld - die haben ohnehin keinen Pastor mehr, so dass dort si­cher ein Platz frei ist.“ Diese Aussage schnappten einige Wirtzfelder auf und nahmen sie ernst. Mit einer Abordnung wurden sie bei Piet Geelen vorstellig und baten ihn, die verwaiste Pfarrstelle zu übernehmen. Eigentlich woll­te er nur zwei bis drei Jahre in Wirtzfeld bleiben, doch sind daraus 30 Jahre gewor­den.  Er war ein passionierter Fußballfan, der sich sämtliche Spiele am Fernsehgerät anschaut, „sie müssen nur spannend sein, wie ein Krimi.“ Wenn er nicht Priester geworden wäre, dann wäre er Profi-Fußballer geworden, bekannte er mit einem Schmunzeln. "Ich habe immer sehr gerne Fußball gespielt. In meinem Heimatdorf konnte ich diesen Sport im Fußballverein leider nicht sehr lange ausüben, da ich sehr früh ins Internat nach Sint-Truiden kam."  Er hielt sich über das sportliche und politische Leben auf dem Laufenden und las täglich das GrenzEcho sowie eine flämische Tageszeitung.                                                                                    

Lebensaufgabe bei den Anonymen Alkoholikern

Die Gefahren des maßlosen Alkoholkonsums erkannt

Zu seiner Lebensaufgabe wurde die Arbeit mit den „Anonymen Alkoholikern" (AA). „Ich habe Alkoholiker immer gerne gehabt, denn sie sind so offen und bereit, über ihre Sorgen zu sprechen.“ Als Militärpfarrer erkannte er sehr schnell die Probleme und Gefahren des maßlosen Alkoholkonsums bei den Soldaten.  Während seiner einjährigen Tätigkeit als Kaplan in Malmedy besuchte er auf Einladung eine Info-Versammlung der AA. Danach nahm er mit einigen Soldaten vom Elsenborner Militärlager an den Treffen der Anonymen Alkoholiker in Malmedy teil. Aber die Gruppe wurde so groß („Es nahmen bis zu fünfzig Personen an den Sitzungen teil.“), dass er in Elsenborn eine neue Gruppe für Soldaten gründete, die sehr schnell Modellcharakter annahm und von anderen Kasernen, wie etwa Brüssel oder Leopoldsburg, übernommen wurde. „Ich habe in vielen Militärkasernen in Belgien und Deutschland Info-Versammlungen gehalten.“ Der Weg führte ihn auch zu der St. Vither Gruppe, und mit anderen gründete er eine weitere Gruppe in Bütgenbach: „Ich habe unzählige Menschen mit Alkoholproblemen aufgesucht und sie zur Teilnahme in unseren Gruppen motiviert“, bemerkte Piet Geelen.  „Ich freue mich, vielen Leuten mit Alkoholproblemen und daraus resultierenden familiären und polizeilichen Nöten und Schwierigkeiten geholfen zu haben. Ich habe viele Ehen, die wegen Alkoholproblemen in die Brüche zu gehen drohten, retten können.“ Es gibt wohl kein Dorf in der Eifel, wo er nicht wenigstens einmal gewesen ist, um Menschen mit solchen Problemen zu besuchen: „Ich habe manchmal Alkoholkranke aus der Wirtschaft herausgeholt, die mit mir nach Hause kamen.“ Mit dieser Aufgabe, die er sehr eng mit seinem Priesterberuf verband, hat er vielen Menschen zu einem erfüllten Leben verholfen.  (kli)


Die Begräbnisfeier für Pastor Piet Geelen findet am Samstag, 8. Dezember 2018, um 10 Uhr in der Rocherather Pfarrkirche St. Johannes den Täufer statt. Die Beisetzung geschieht auf dem Friedhof von Wirtzfeld. Die Totenwache ist am Donnerstag, 6. Dezember, um 19.00 Uhr in der Wirtzfelder St.Anna-Pfarrkirche. Der Verstorbene ruht in der Pfarrkirche Wirtzfeld.

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