Die Menschen sind nicht mehr automatisch Christen

Bischof setzte den neuen ostbelgischen Seelsorgerat ein

Kürzlich (Mittwoch, 23. Mai 2018) hat der Lütticher Bischof Jean-Pierre Delville den neuen Seelsorgerat des deutschen Sprachgebietes im Bistum Lüttich eingesetzt. Der Bischof hat das Mandat der Mitglieder des Seelsorgerates und der ihm angegliederten Arbeitsgruppen für weitere drei Jahre erneuert.

Dies war der geeignete Zeitpunkt, auf die Arbeit der letzten drei Jahre Rückblick zu halten und die zukünftigen Projekte vorzustellen. Hermann-Joseph Christen stellte die vor drei Jahren im Seelsorgerat entworfene Vision von Kirche vor, die auf drei Grundhaltungen aufbaut. Zunächst ist Jesus die Quelle und Mitte des Handelns einer christlichen Gemeinde. Zweitens ist ein ausgewogenes Miteinander von Priestern und Laienchristen angesagt, wo jeder seinen Platz hat und Verantwortung übernimmt. Drittens versteht sich die Kirche  als eine Gemeinschaft, die Freude ausstrahlt, begeistern kann und Lebendigkeit spürbar macht.

Wort Gottes

Den Prozess, wie der Seelsorgerat als Gruppe diese Vision umzusetzen versucht hat, erklärte Maria Klöcker. Daraus ergab sich folgender Schwerpunkt: das Wort Gottes den Menschen näher bringen. Auf diesen Schwerpunkt hin wurden zwei Angebote organisiert. Im Dekanat Eifel wurde während zehn monatlichen Treffen das Matthäus-Evangelium gelesen. Ein anderes Projekt, das über den Seelsorgerat zur Durchführung kam, war die Lectio Divina. Das Anliegen der Lectio Divina -  geistliche Schriftlesung – ist, den Menschen einen Zugang zur Bibel zu ermöglichen. Das vom deutschen Katholischen Bibelwerk ausgearbeitete Bibel-Leseprojekt wurde in der letzten Advents- und Fastenzeit in den ostbelgischen Pfarren angeboten. Inzwischen trifft sich in den Pfarren monatlich eine Reihe von Lesegemeinschaften, die sich auf den Weg gemacht haben, um die Kraft und die Wirksamkeit des Wortes Gottes im Alltag des eigenen Lebens zu erfahren.

In Kooperation mit den Ländlichen Gilden und dem Landfrauenverband hilft der Seelsorgerat bei der Durchführung von Veranstaltungen, die sich in die gesellschaftlich-religiöse Bildungsarbeit einordnen. Hier wurde an einen Vortrags- und Austauschabend zum Thema „Beten mit Kindern“ erinnert, der in St. Vith, Büllingen und Walhorn stattfand; weiterhin an die Podiumsdiskussion zum Thema „Familie – vielfältig wie das Leben“ im BRF in Eupen und im Triangel in St. Vith; und schließlich an die eintägige Fahrt zum Katholikentag in Münster.

Arbeitsgruppen

Die Arbeit des Seelsorgerates wird durch Arbeitsgruppen (AG) getragen. Sechs Arbeitsgruppen bilden augenblicklich die Grundpfeiler der Seelsorgearbeit. Die AG „Jugend“ besteht seit 2011 und ist u.a. mit der Koordination und Organisation von kirchlichen Angeboten für die Jugend sowie mit der Weiterentwicklung der Jugendpastoral beauftragt. Die Mitglieder der AG sind dabei, ein Konzept für die Jugendseelsorge zu entwickeln. Es bleibt immer ein Wunsch, so AG Jugend-Mitglied Luc Assent, die Jugendlichen in die Jugendpastoral und in die Entwicklung von Konzepten und Angeboten einzubeziehen.

Manuela Theodor, Verantwortliche der AG „Glaubensvertiefung“ nennt folgendes Ziel: den Menschen Wort Gottes nahebringen, um für die Zukunft lebendige Christengemeinden aufzubauen und den pastoralen Mitarbeiterinnen Möglichkeiten anzubieten, die persönliche Gottesbeziehung zu vertiefen. Die AG organisiert hierzu ein vielfältiges Angebot der Glaubenserfahrung.

Die AG „Baustelle Pfarre“ hat sich in der Vorbereitungsphase der Erneuerung der Kontaktgruppen engagiert. Mit Die Erneuerung der Kontaktgruppen ist laut Elmar Heindrichs, Verantwortlicher der AG „Baustelle Pfarre“, gut verlaufen; viele Kontaktgruppen machen sich dennoch Sorgen um die Zukunft ihrer Pfarre, wenn noch weniger Priester im Einsatz sind. Die AG möchte den einzelnen Pfarren Impulse geben, um das vom Bistum getragene Projekt „Wagen wir 20% (Osons 20%)“ durchzuführen.

Annemie Ernst, Verantwortliche der AG „Alten- und Krankenseelsorge“, berichtete über die Kontakte der AG zu den Besuchsdiensten in der Alten- und Krankenpflege; über die von der AG organisierten Weiterbildungen zu Themen wie „Haltungen und Erstgespräche“, „Sinnsuche im hohen Alter“, „Spirituelle Bedürfnisse“, die sich an ehrenamtlich engagierte Personen in den Besuchsdiensten richten.

Die AG „Integration“, geleitet von Hermann-Joseph Christen, hat in der Vergangenheit einige Sensibilisierungsaktivitäten durchgeführt, so z.B. die „Aktion empört euch“. Eine weitere Initiative der AG nannte sich „Durch Menschlichkeit Verbindungen schaffen“. Mit der Projektreihe „Gemeinsam Bunt“ möchten die ehrenamtlich wirkenden Mitglieder dieser Arbeitsgruppe jungen, teilweise elternlosen Flüchtlingskindern und Jugendlichen durch menschliche Wärme  ein Heimat- und Gemeinschaftsgefühl vermitteln.

Bischof Jean-Pierre Delville meinte abschließend, dass man im gesellschaftspolitischen und religiösen Zusammenleben die individualistisch geprägte und auf stark betonte Selbstverwirklichung ausgerichtete Lebenshaltung nicht verschweigen könne. Pessimismus verbreiten sei aber nicht angebracht. Den Pastoralteams misst der Bischof eine große Bedeutung beim Zusammenleben in den Pfarrverbänden bei. Es sei nicht zu verschweigen, so Bischof Delville, dass die Säkularisierung Aufwind habe und Menschen nicht mehr automatisch Christen seien. Eine weitere Wirklichkeit im gesellschaftlichen Zusammenleben sei das Phänomen der Gleichgültigkeit und der Passivität. Zum Thema „Jugend“ wies Bischof Delville auf die im nächsten Jahr anstehende Synode hin.

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