Verbundenheit mit den Kindern über den Tod hinaus
Weltgedenktag für verstorbene Kinder und Jugendliche
Jedes Jahr am zweiten Sonntag im Dezember werden rund um den Globus unzählige Kerzen im Gedenken an verstorbene Kinder und Jugendliche entzündet. Eltern, Geschwister, Großeltern und Verwandte entzünden sie, „weil die Kinder auch weiterhin unser Leben erhellen und wir sie nie vergessen“, sagt ein betroffener Vater aus der Eifel. Begleitet wird dieses „Candle Lighting“ weltweit von Gedenkfeiern.Von Lothar Klinges
So werden am 11. Dezember 2016 wieder um 16.30 Uhr Lichter in der Pfarrkirche von Iveldingen entzündet, wo seit 2007 jedes Jahr eine Gedenkfeier stattfindet. Jede betroffene Familie entzündet eine der Kerzen, die dann in eine Schale gestellt werden. „Das ist ein sehr bewegender Augenblick, denn diese Kerze brennt für unser verstorbenes Kind, das nunmehr das neue, ewige Leben kennt“, sagt der Vater. „Es ist dann ganz still, ein wichtiger Moment, denn jedes Licht brennt für ein Schicksal, das eine Familie getroffen hat.“ Letztes Jahr brannten gemeinsam etwa 70 Kerzen.
Der einstündige Gedenkgottesdienst, an dem jedes Jahr bis zu 120 Personen teilnehmen, bietet die Möglichkeit, der persönlichen Trauer Ausdruck zu geben, sich gegenseitig zu hören, miteinander zu schweigen, Anteil aneinander zu nehmen und Mut für den nächsten Schritt auf dem eigenen Trauerweg zu finden. Einen Platz, einen Moment zu schaffen, um bewusster auf dieses Kind einzugehen und um die Verbundenheit zu pflegen.
Die Iveldinger Pfarrkirche bietet sich geradezu als Ort für die Gedenkfeier an, da die Teilnehmer in einem Halbkreis zusammensitzen und eine Atmosphäre ermöglicht wird, die zu Ruhe und Gebet einlädt. Das Licht spielt in dieser Feier eine große Rolle, denn es steht für die Hoffnung, dass die Trauer das Leben der Eltern, Angehörigen und Freunde nicht für immer dunkel lässt. Es schlägt aber auch Brücken zu den verstorbenen Kindern, von einem zum anderen, von einer Familie zur anderen. Die Gedenkfeier schafft für Eltern, Großeltern, Geschwister und Angehörige Zeit, sich an ihr verstorbenes Kind zu erinnern, nachzudenken, sich nahe zu sein.
In den neun vorherigen Jahren stand die Gedenkfeier jeweils unter dem Zeichen des Sterns, der Fußspuren, des Schmetterlings, der Brücke, der Kraft der Krokusse, der Verbundenheit, die bleibt, im Zeichen des Strohs in der Krippe und des Herzens und des bunten Herbstlaubes.
„Sie sind nicht weg, sie sind nur anders da!“, so der Leitfaden des Gedenkgottesdienstes, der die Teilnehmer(innen) zum Mitmachen und sich Einlassen einlädt. Alle Anwesenden erhalten ein Themenmotiv, auf das sie den Namen oder Geburtstag ihres Kindes (Enkelkind, Geschwisterkind, Freund-Freundin, Bekannten…), eintragen und das sie nach vorne zum Altar bringen, „um so ihr Kind symbolisch in Gottes Hände zu legen“, erklärt einer der Initiatoren diesen persönlichen Schritt. „Mich beeindruckt, dass auch mehrere Jugendliche an der Feier teilnehmen, es kommen viele ältere Menschen, die vor mehreren Jahren einen Enkel oder ein Kind verloren haben. Jeder Teilnehmer trägt sein eigenes persönliches Schicksal, aber während der Gedenkfeier spürt man trotz Schmerz eine tiefe Verbundenheit und Hoffnung."
Am Ende des Gottesdienstes erhält jede Familie eine Kerze, die sie mit nach Hause nimmt, um sie am Abend um 19 Uhr ans Fenster zu stellen. Während weltweit die Kerzen in einer Zeitzone erlöschen, werden sie in der nächsten entzündet, so dass eine Lichterwelle 24 Stunden lang die ganze Welt umringt. Nach der Gedenkfeier ist die Möglichkeit gegeben, im Versammlungsraum der Kirche einen Moment zusammen zu bleiben und miteinander auszutauschen.
Weitere Infos unter Tel 080/341159 oder 0496/279162
INFO
Zehnte Gedenkfeier in Iveldingen
Damit ihr Licht für immer leuchte, stellen am zweiten Sonntag im Dezember Betroffene rund um den Globus im Gedenken an ihre verstorbenen Kinder, Enkelkinder und Geschwister brennende Kerzen in die Fenster. Jedes Licht brennt für ein Kind, welches ihr Leben erhellt hat und nicht vergessen ist.
Ursprünglich war der Weltgedenktag gedacht für Eltern der Kinder, die keinen Namen haben, wegen einer Fehl- oder Totgeburt. Dann ist er ausgeweitet worden auf alle Familien, denen ein Kind gestorben ist, sei es als Baby, im Kindesalter, als Jugendlicher oder junger Erwachsener.
Am 11. Dezember um 16.30 Uhr findet in der St.Barbara-Pfarrkirche Iveldingen-Montenau der Gedenkgottesdienst statt, zu dem die Eltern, Geschwister, Großeltern, Verwandte und Freunde verstorbener Kinder, sowie alle eingeladen sind, die sich mit ihnen verbunden fühlen oder um einen Menschen trauern.
HINTERGRUND
Wir alle sitzen im gleichen Boot
- Klinikum: Nach dem Tod seines Kindes vor zwölf Jahren nahm ein Eifeler Ehepaar an einem Gedenkgottesdienst für Eltern und Angehörige von verstorbenen Kindern im Aachener Klinikum teil. „Die Gemeinschaft, die wir hier erlebt haben, hat uns so gut getan, dass wir auch in den folgenden Jahren an dieser Feier teilgenommen haben“, erinnern sich die Eltern.
- Eifel: Sie sprachen mit anderen betroffenen Ehepaaren über diese Erfahrung, und allmählich entstand die Idee, eine solche Gedenkfeier in der Eifel anzubieten, um anderen diese Erfahrung zu ermöglichen. Sie erlebten „tiefes Mitgefühl ohne viele Worte, eine wache Erinnerung und innere Verbundenheit mit ihrem verstorbenen Kind und mit den anderen betroffenen Familien.“ Gerade vor Weihnachten, das als Fest der Familie den Schmerz nochmals vertieft, ermögliche eine solche Feier, die Trauer „gemeinsam zu tragen und so besser auszuhalten“.
- Erste Gedenkfeier: Im Jahr 2007 fand erstmals ein Gedenkgottesdienst in Iveldingen statt. Zu dieser Feier kamen Menschen aller Altersklassen, darunter erstaunlich viele ältere Menschen, die vor 20 und mehr Jahren ein Kind verloren hatten, erzählen unsere Gesprächspartner von den Erfahrungen der ersten Feier. „Viele ältere Menschen konnten damals ihre Trauer nicht ausleben, nicht selten wurde in der Familie nicht offen darüber gesprochen, so dass diese Feier wie eine innere Befreiung war.“ Andere Teilnehmer an dieser Erstfeier beklagten eine oder mehrere Totgeburten. Für sie war es die Gelegenheit, einen „Ort der Trauer“ um ihr totes Kind zu finden, da es damals vielfach keine Friedhofsstätte gab. Viele dieser Kinder hatten noch keinen Namen, so dass die Eltern bei der Gedenkfeier anstelle des Namens den Todestag eintrugen.
- Tränen: Nach der Feier stellten die Initiatoren fest, dass die Teilnehmer in Stille in der Kirche sitzen blieben, „um die mitfühlende Gemeinschaft weiter erfahren zu können.“ Eine Atmosphäre von Harmonie, Trauer und inniger Verbundenheit herrschte unter den Betroffenen. Hier durfte auch gemeinsam geweint werden, jeder verstand die Tränen. Sie alle saßen im gleichen Boot und hatten ein gemeinsames Schicksal erlebt. Vielen wurde erstmals bewusst, wie viele Menschen ein ähnliches Leid erleben wie sie selbst. Eine Mutter meinte, dass sie selbst vor dem Tod ihrer eigenen Tochter das Leid der Betroffenen nur erahnen konnte. „Da ich es nun selbst erlebt habe, kann ich die anderen viel besser verstehen.“