Wir haben Abschied von Christian Schumacher genommen

Begräbnisfeier und Totenwache - Nachruf - Predigt am Sonntag nach seinem Tod

Am Donnerstag, 11. August 2016, haben der Pfarrverband Bütgenbach und die Kirchenchöre Bütgenbach und Berg, der Männergesangverein Honsfeld, seine Kollegen und Mitarbeiter, sowie viele Freunde zusammen mit der Familie Abschied genommen von unserem langjährigen Organisten und Chorleiter, Herrn Christian Schumacher.


Ende September 2015 wurde Christian für seine 20-jährige Dienstzeit geehrt.

 

Hier finden Sie die wichtigsten Texte der Begräbnisfeier:

Begräbnisfeier für Christian Schumacher am 11. August 2016

Einführung I

Liebe Familie, liebe Freunde von Christian,

Wie ein Blitz aus heiterem Himmel erreichte uns am Sonntagmorgen die Nachricht von seinem allzu frühen Tode.  Er schien doch glücklich zu sein... zumindest nach außen in. Und doch hat CHRISTIAN etwas gefehlt zum Glücklichsein. Nicht nur äußerlich war er immer umtriebig. Auch in seiner Seele war da offensichtlich eine Unruhe, die ihn nach etwas suchen hat lassen. Irgendetwas ist ihm abge­gangen, etwas, das er nicht gefunden hat. So sehr, dass er nicht mehr weiterleben wollte, dass er für sich diesen letzten verzweifelten Schritt gewählt hat. Gottseidank hat er uns einen Abschiedsbrief hinterlassen.

Bei so einem tragischen Geschehen, da wird uns die ganze Gebrochenheit unserer menschlichen Existenz bewusst. Seit Sonntag ste­hen wir vor einem Scherbenhaufen.

Wir dürfen uns heute mit der Armut, die wir über dem so schrecklichen Aus-dem-Leben-Gehen von CHRISTIANin unserem Innern spüren, wir dürfen uns damit in die Arme Jesu flüchten, damit er die Wunden unseres Herzens heilt, das, was da an Lebenshoffnungen zer­schlagen worden ist und in Trümmern liegt, wieder aufrichtet. Und in seinen Armen dürfen wir auch CHRISTIAN selber wissen. Dass Christus ihn in seiner Verzweiflung in die Arme geschlossen hat. Denn Jesus kennt die Nöte eines unruhig nach Glück suchenden Men­schenherzens am allerbesten, eines Herzens, von dem der hl. Augusti­nus einmal schreibt: „Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir, o Gott." Dass Dein Sohn, Dein Bruder, Dein Patenkind, Euer Arbeitskollege, unser Mitarbeiter diese Ruhe des Herzens gefunden hat, darum beten wir heute für ihn.

Möge er nun bei Gott, zu dessen Ehre er so oft die "Königin der Musikinstrumente" ertönen ließ, den ewigen Frieden finden, den er hier so sehr gesucht hat.

Einführung II

"La vie est belle" postete er noch am 29. Juli 2016 von seinem Urlaubsort Rügen auf seiner Facebook-Seite. Wer von uns hätte gedacht, dass er nur eine Woche später, unter der Last des Lebens zusammengebrochen ist.

Am vergangenen Freitag, 5. August, postete er einen Text, der nachdenklich machte, aber letztlich unbemerkt blieb.  Wenn ich fort bin, dann gebt mich frei, lasst mich gehen,...  War dieser Text wie ein Vorbote, wie ein Hilfeschrei?

Und dann am vergangenen Sonntagmorgen, als uns die Nachricht vom seinem Tod so hart ins Mark traf.

Nun ist sein Platz in seiner Familie, unter seinen Angehörigen, in unserer Mitte, an der Orgel, am Dirigentenpult, an so vielen Versammlungstischen verwaist, kein anderer wird diesen Platz einnehmen können. Und das ist gut so. Wir dürfen den Verlust eines lieben Menschen durch nichts ersetzen. Nur so wird sie bei uns weiterleben.

Als Christen blicken wir vor allem auf das Licht, das CHRISTIAN in unseren Herzen zurücklässt, auf das Schöne und Wertvolle im Leben eines Menschen, auf das Bereichernde, auf das, was er an Originalität in diese Welt hereingebracht hat. Wir blicken auf das, was er anderen Menschen an Dienst- und Hilfsbereitschaft, an Liebe geschenkt hat.

Als ich Christian im vergangenen Jahr im September 2015 aus Anlass seines 20-jährigen Dienstjubiläums in Weywertz fragte, welches sein Lieblingslied sei, sagte er mir spontan:  das Lied GL 382 Ein Danklied sei dem Herrn

So festlich und positiv klingt das Lied, sagte er. Die Stimmung ist unbeschwert und sorgenfrei. Fast wie eine Hymne bewegt sich der Klang harmonisch hin und her.  So, als hätte Christian in dem Lied das gesucht, was er im Grunde seiner Seele nicht gefunden hat.

Auch der Text des Liedes orientiert sich an den positiven Erfahrungen, die der Mensch mit Gott macht. Da ist von der Geduld die Rede, die Gott mit unseren Fehlern hat. Staunend spricht das Lied davon, wie Gott alles gemacht hat und wie er für uns sorgt. „Du kannst nicht aus Gottes Hand fallen, egal was passiert.“ Das ist der Leitsatz, auf den das Lied in seinen fünf Strophen zusteuert. "Gib dich in seine Hand." Wie ähnlich der Satz, den CHRISTIAN in seinem Abschiedsbrief niederschrieb: "Ich habe beschlossen, mein Leben in Gottes Hand zu legen. Ich danke Euch für alle."


+ Christian Schumacher

Christians Lieblingslied 382 "Ein Danklied sei dem Herrn"  (die beiden Chöre und Alle mit Orgel)

1) Ein Danklied sei dem Herrn für alle seine Gnade;
er waltet nah und fern, kennt alle unsre Pfade.
Ganz ohne Maß ist seine Huld
und allbarmherzige Geduld.

2) O sei zu seinem Lob nicht träge, meine Seele,
und wie er dich erhob, zu seinem Lob erzähle;
drum sei am Tage wie zur Nacht
sein Name von dir groß gemacht!

Lesung: Diesen Text hat Christian zwei Tage vor seinem Tod auf seiner facebook-Seite gepostet:

Wenn ich fort bin,

Dann gebt mich frei, lasst mich gehen,

Es gibt so viele Dinge für mich zu sehn.

Seid dankbar für die schönen Zeiten,

Die wir zusammen verbringen durften.

Ich habe euch meine Liebe gegeben,

Und ihr wisst gar nicht, wie viel Glück ihr mir beschert habt.

Ich danke euch für die Liebe, Die ihr mir gegeben habt,

Aber es ist jetzt Zeit, Alleine weiterzugehen.

Wenn euch die Trauer hilft, so trauert.

Und dann lasst die Trauer dem Glauben weichen.

 

Wir müssen uns nur einen Weile trennen,

Drum haltet fest an den Erinnerungen in eurem Herzen.

Ich werde nie weit von euch entfernt sein.

Also wenn ihr mich braucht, ruft nach mir - Und ich werde DA sein.

Auch wenn ihr mich nicht berühren oder sehen könnt, ich bin euch nah -

Und wenn ihr mit eurem Herzen lauscht, Dann werdet ihr meine Liebe

überall fühlen können, ganz nah und deutlich.

Und wenn es für euch an der Zeit ist,

Diese Reise alleine anzutreten,

Werde ich euch mit einem Lächeln erwarten

Und euch in eurem neuen Zuhaue begrüßen

Evangelium: Lk 12,32-48 vom Todestag

Legt euren Gürtel nicht ab, und lasst eure Lampen brennen! Seid wie Menschen, die auf die Rückkehr ihres Herrn warten, der auf einer Hochzeit ist, und die ihm öffnen, sobald er kommt und anklopft. Selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt. Amen, ich sage euch: Er wird sich gürten, sie am Tisch Platz nehmen lassen und sie der Reihe nach bedienen. Und kommt er erst in der zweiten oder dritten Nachtwache und findet sie wach, selig sind sie. Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde der Dieb kommt, so würde er verhindern, dass man in sein Haus einbricht. Haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet. (Lk 12,32-48)

Ansprache:

Liebe Familie von Christian, liebe Arbeitskollegen, Freunde und Mitarbeiter/innen von Christian,

La vie est belle.  So hatte er am Freitag noch auf seiner facebook-Seite gepostet. „Das Leben ist schön" - das klingt wie das Programm eines weitverbreiteten, moder­nen Lebensgefühls. Das Leben hat schön und fröhlich zu sein. Leicht soll es gehen und Erfolge bringen. Es soll uns Genuss verschaffen. Die Werbe- und Medienwelt zeigt uns den gesunden und schönen Men­schen, den glücklichen, erfolgreichen und immer fröhlichen. Das Leben ist schön. Immer nur lächeln! Alles wird gut!

Diese hoffnungsvolle, schöne Seite war auch im Leben von CHRISTIANzu entdecken. Auf der einen Seite Christian in der Öffentlichkeit, immer gut drauf, kontaktfreudig, aktiv, immer im Einsatz, dienst- und hilfsbereit, in vielen Kirchen und Kapellen zu Hause, an der Orgel, in der Sakristei, bei vielen Chören als Dirigent tätig, beim Musikverband Födekam in den Versammlungen, bei vielen Ehrungen Medaillen übergebend und Reden haltend, als Busfahrer freundlich im Kontakt mit den Kollegen, mit vielen Menschen im Bus. Ein dynamischer junger Mann, engagiert.  Das Leben ist schön, hat schön zu sein. Wir dürfen und sollen ja auch die schönen Seiten des Lebens genießen. Gott hat uns für das Leben erschaffen. Er will für uns Leben in Fülle.

Was aber, liebe Trauergemeinde, wenn das Leben nicht schön ist? Wenn das Leben schwer ist? Wenn es einem gar zur Last wird? Die scheinbare Leichtigkeit des Lebens, das war nur die eine Seite im Leben von Christian, die Seite, die wir an ihm kannten.

Daneben gab es eine abgrundtiefe Lebenstrau­rigkeit, die ihn überfallen hat und ihm das Leben schwer gemacht hat. CHRISTIAN war ein einfühlsamer Mensch mit einer dünnen, zartfühlenden Haut über seiner Seele. Darum sind ihm die harten Dinge des Lebens sehr nahe gegangen. Heile Welt auf der einen Seite, doch in der Seele tief verwundet, einsam, Einzelgänger.

Der andere Christian, privat, in der Familie, allein gelassen mit der Verantwortung, die ihm zu viel wurde, der in seinen Beziehungen viele Enttäuschungen erleben musste, immer wieder ausgenutzt wurde von angeblichen Freunden und verlassen, einsam, traurig, so auch in der Nacht von Samstag auf Sonntag, eine Verwundung, die ihm das Leben geschlagen hat.

Das hat tiefe Spuren in seiner Seele hinterlassen, mehr als viele geahnt haben. Aus­kommen zu müssen mit dieser Traurigkeit in sich, wenn einem alles mühsam und beschwerlich wird, wenn man am eigenen Dasein leidet, das war eine unheilbare Wunde im Leben unseres Verstorbenen, die immer wieder aufgebrochen ist.

Der private Mensch, von dem ich nicht viel wusste, trotz 21-jähriger guter Zusammenarbeit mit ihm.  Ein Mensch, der keinen Rückhalt, keine Stütze fand oder zu wenig, und schließlich unter der Last zusammenbrach. 

Nein, das Leben ist nicht immer schön. Täuschen wir uns nicht über diese Realität hinweg! Über seinen inneren Verwundungen, ist CHRISTIANdas eigene Leben zum Leidensweg geworden. Doch darin, so mei­ne ich, ist er besonders nahe am Herzen Jesu.  Jesus kann darum wohl ganz gut mitfüh­len, was in CHRISTIANvorgegangen ist.

"Mein Leben hat keinen Sinn mehr. Die Einsamkeit ist mein Tod."  Ein Satz, aus seinem Abschiedsbrief, aus dem die ganze Mutlosigkeit und Verzweiflung spricht vor dem, was er da wieder als bitteren Leidensweg erkannte. Er hat für sich ei­nen anderen Weg gewählt. Er hat seinem inneren Leiden und damit seinem Leben selber ein Ende gesetzt.

"Ich habe beschlossen, mein Leben in Gottes Hand zu legen". Gerade die Hoffnung auf Gott, auf Erlösung bei ihm, hat ihm schließlich den Tod verlockender erschei­nen hat lassen als dieses Leben.  Im Tod zurückzukehren zu Gott, in seiner Hand, die Hoffnung, dass bei ihm seine Lebenswunden geheilt werden.

Liebe Familie, auch wenn es uns schwerfällt zu ver­stehen, warum CHRISTIAN keinen anderen Weg, Ausweg mehr für sich gesehen hat, ich bin mir sicher, Jesus kann mit ihm mitfühlen, was ihn geplagt hat. Und er wird ihn deshalb liebevoll in seine Arme schließen. So wie er es einmal vor seinen Jüngern gesagt hat: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen."

Denn das ist unser Glaube: dass Christus gekommen ist, alle Lei­denden aufzurichten - auch durch den Tod hindurch. Darum hat er selbst gelitten. Darum ist er dem Leiden in jener Ölbergnacht nicht ausgewichen. Gott wird unsere Wunden heilen - die Ver­wundungen im Leben von CHRISTIAN und genauso die Wunde, die sein Tod in die Herzen von uns reißt.

In dieser österlichen Zuversicht nehmen wir heute Abschied von unserem Verstorbenen: dass Christus ihn teilhaben lasst an seinem ös­terlich verklärten Leben. Von diesem neuen Leben wird uneinge­schränkt gelten: La vie est belle. Das Leben ist schön.

 

Totenwache für Christian Schumacher am 10. August 2016

Einführung:

Es fällt mir nicht leicht, hier zu stehen, und Worte wollen nur schwer über meine Lippen kommen. Wem von uns geht es in dieser Stunde nicht ähnlich?

Christian ist tot, und fast am schlimmsten ist für mich: Er hat es so gewollt. Es war sein freier Entschluss, und er selbst hat geschrieben: "Ich habe beschlossen, mein Leben in Gottes Hand zu legen."

Er hat gewollt, dass nie­mand, sich fragen soll, wer Schuld ist oder ob er oder sie selbst Schuld hat. Christians Wunsch sollten wir, denke ich, respek­tieren. Wenn ein Mensch die letzte Entscheidung fällt und mit seinem Tod besiegelt, so hat die Frage, ob er richtig oder falsch gehandelt hat, zu schweigen.

Trotzdem sind da quälende Fragen, trotzdem erschüttert sein Tod. Warum ist er nicht zu mir gekommen, oder zu einem anderen, dem er sich anvertrauen konnte?

Er sah in seinem Tod die einzig mögli­che Erfüllung seines Lebens. Gab es wirklich keinen Ausweg?

"Mein Leben hat keinen Sinn mehr. Die Einsamkeit ist mein Tod."

Sein Ent­schluss war nicht das Ergebnis der letzten Tage oder Wochen, oder war es doch am Sonntagmorgen eine Kurz­schlusshandlung, die zur Katastrophe führte?

Dieser stumme Schrei hat Euch, liebe Angehörige, hat Euch, seine Freunde, hat mich und uns alle hier unvorbereitet und gnadenlos hart getroffen.

CHRISTIAN ist seinen Weg gegangen. Einen Weg, der nicht unser Weg ist. Einen Weg, den wir wohl niemals ganz begreifen können. Einen Weg, der uns aus der Fassung bringt. Ich stehe hier auch deshalb, weil ich überzeugt bin, daSS es auch für CHRISTIAN einen anderen Weg gegeben hätte. Sein Weg hätte nicht so enden müssen.

Wir nehmen Abschied von CHRISTIAN.  Ich versuche, seinen Selbstmord zu re­spektieren. Ich weiß, dass es auch für IHN hätte weitergehen können. Noch einmal soll er selbst in dieser Feier zu Wort kommen. Mit dem Lied, seinem Lieblingslied, das wir gleich singen werden: "Ein Danklied sei dem Herrn..."

Als ich Christian im vergangenen Jahr im September 2015 aus Anlass seines 20-jährigen Dienstjubiläums in Weywertz fragte, welches sein Lieblingslied sei, sagte er mir spontan:  das Lied GL 382 Ein Danklied sei dem Herrn

So festlich und positiv klingt das Lied, sagte er. Die Stimmung ist unbeschwert und sorgenfrei, es gibt keine Irritationen. Fast wie eine Hymne bewegt sich der Klang harmonisch hin und her.  So, als hätte Christian in dem Lied das gesucht, was er im Grunde seiner Seele bei sich nicht fand.

Auch der Text des Liedes orientiert sich an den positiven Erfahrungen, die der Mensch mit Gott macht. Da ist von der Geduld die Rede, die Gott mit unseren Fehlern hat. Staunend spricht das Lied davon, wie Gott alles gemacht hat und wie er für uns sorgt. „Du kannst nicht aus Gottes Hand fallen, egal was passiert.“ Das ist der Leitsatz, auf den das Lied in seinen fünf Strophen zusteuert. "Gib dich in seine Hand." Wie ähnlich der Satz, den CHRISTIAN in seinem Abschiedsbrief niederschrieb: "Ich habe beschlossen, mein Leben in Gottes Hand zu legen. Ich danke Euch für alle."

Singen wir das Lied 382,1+2

Bei aller guten Stimmung dieses Liedes muss die Frage erlaubt sein, was dann mit dem Tod von Christian geschieht. Da mag einer noch so fest an Gottes Güte glauben - es nützt ihm nichts, die dunkle Seite des Lebens zu verschweigen. Im Gegenteil: Mein Dank an Gott muss sich gerade dort bewähren, wo es kalt und herzlos zugeht, wo einem Böses widerfährt. Nur in einem Nebensatz seiner vierten Strophe deutet das Lied an, dass es darum weiß: „Lass allen Kummer fahren!“ Das hört sich ziemlich blauäugig an.

Trotz aller Sorge, trotz allen Kummers darf ich in Gott in Gott Vertrauen haben, denn die letzte Verantwortung bleibt nicht an mir hängen. So stark bin ich nicht. So groß ist kein Mensch. Das beruhigt mich. Und deshalb singen wir nun die vierte und fünfte Strophe.

Singen wir das Lied 382,4+5

Predigt:

Es fällt mir sehr schwer, Worte zu finden. Seit Sonntagmorgen gehen mir die schlimmen Bilder und Gedanken nicht mehr aus dem Kopf. Denn dieser schreckliche Tod macht betroffen. Es liegt so viel Dunkel­heit über dieser Stunde; und ich weiß, dass viele, die jetzt hier sind, es ähnlich empfinden, besonders aber Dich Agnes als Mutter, Dominique als Bruder und Euch als Familie.

Seit dem Bekanntwerden von CHRISTIANSTod steht für viele von uns die Frage im Raum: Warum musste es so weit kommen? Hätte es nicht doch eine Möglich­keit gegeben, ihm zu helfen? Wo war Hilfe? Was hat ihm in den letzten Stunden seines Lebens den Mut genommen, weiterzuleben? Wäre sein verzwei­felter Schritt zu verhindern gewesen. Keine Antworten!

Nach außen hat bei unserer Verstorbenen doch alles gestimmt. Die Arbeit als Busfahrer, als Kirchenmusiker, Organist und Chorleiter hat ihm viel Spaß gemacht, hier fand er Erfüllung und vor allem Anerkennung. Er kannte sich in sämtlichen Kirchen der Eifel, auch der deutschen Eifel, und in den wallonischen Randgemeinden aus.

Seine traurigen Augen sind dem einen oder anderen in der letzten Zeit aufgefallen. Es stimmt, wie es einmal in der Bibel heißt: Wir Menschen sehen, was vor den Augen ist, Gott aber sieht das Herz. Wir Menschen sehen, was vor den Augen ist, innen jedoch kann es in einem Men­schen ganz anders aussehen.

Die Einsamkeit hat Christian in die Tiefe gezogen, an Tiefpunkte des Lebens geführt. "Die Einsamkeit ist mein Tod. Mein Leben hat keinen Sinn mehr." (Christian). Verbunden mit der Sorge: Wie kann ich die Einsamkeit bestehen?

Liebe Mitchristen, Sorgen haben das Leben von CHRISTIANschwer gemacht, wie ein Sog, der ihn in die Tiefe zog. Sein Schritt geschah aus einer großen inneren Not heraus.

Und wenn sich bei uns die Fragen melden - Wie konnte er das tun? Seine Mutter hätte ihn doch noch so dringend gebraucht! Wir alle, die Chöre, unser Pfarrverband, usw.

Ob auch Gott ihm diese Fragen stellen wird? Der Mensch sieht, was vor den Augen ist, Gott aber sieht das Herz. Gott sieht die verwun­dete Seele unseres Verstorbenen. Er sieht seine innere Not. Da­rauf wird er schauen, wenn er vor ihn hintritt, um mit ihm sein Leben anzuschauen.

Und doch ist das nicht alles, was zu sagen ist. Gott sei Dank! Im wahrsten Sinne des Wortes. Es gibt nicht nur Fragezeichen im Ange­sicht dieses Todes, es gibt auch Ausrufezeichen.

Unsere Trauer, unser Leid und unsere Tränen können und dürfen wir vor Gott ausschütten. Wir dürfen vor Gott unser Herz ausschütten, damit es leichter wird, damit wir bei ihm Halt finden.

Es ist gut, wenn unsere Tränen nicht nach innen fließen, sondern nach außen. Es ist gut, dass wir in unserem Leid eine Adresse haben, an die wir uns wenden können. Dort ist Christus zu finden.

Gott weiß, was in ihm vorgegangen ist. Er kennt seinen Schmerz. Euch und allen, die sich mit dem Warum dieses Todes herumplagen, gilt die Einladung Jesu: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen."

Und ein zweites Ausrufezeichen möchte ich anschließen: ein Ausrufezeichen hinter das kleine Wort „Danke". Jeder von uns kann hier und jetzt CHRISTIAN Dank sagen: Für die gemeinsame Zeit mit ihm. Für Wertvolles, Gutes und Helles, das er hervorgebracht hat.

Christus geht an der inneren Not unseres Verstorbenen, an seinem Leid, nicht vorbei. Dass er an ihm nicht nur sieht, was nach außen, vor den Augen ist, sondern ihm ins Herz schaut, auf seine Not und Verzweiflung, und er ihn deshalb in seinem Sich-fallen-lassen aufgefangen hat. Denn Gott hält uns auch dann noch, wenn uns hier nichts mehr hält.

 

NACHRUF im Pfarrbrief 2016-33 vom 14. August 2016 erschienen

Unser Pfarrverband Bütgenbach trauert um seinen langjährigen Organisten und Chorleiter.  "Ich habe beschlossen, mein Leben in Gottes Hand zu legen. Ich danke Euch für alles."  So schreibt er in seinem Abschiedsbrief.  Am Sonntagmorgen, 7. August 2016, hat er sich zu diesem Schritt entschlossen, nachdem er am Abend vorher noch die beiden Abendmessen in Weywertz und Bütgenbach und eine Trauung in der Berger Kapelle mit der Orgel begleitet hat.  Seit dem 1. Juni 2000 war er als Busfahrer tätig, eine Aufgabe, die ihn mit Leib und Seele erfüllte, wie mir seine Kollegen erzählten.

"La vie est belle" postete er noch am 29. Juli 2016 von seinem Urlaubsort Rügen auf seiner Facebook-Seite. Wer von uns hätte gedacht, dass er nur eine Woche später, unter der Last des Lebens zusammengebrochen ist. Unser Pfarrverband, besonders seine engsten Mitarbeiter(innen), und die Mitglieder der Chöre, die er als Dirigent leitete, trauern über seinen Tod, der uns alle bis ins Mark getroffen hat.

Vor 21 Jahren, am 1. Oktober 1995, wurde Christian Schumacher als damals 16-Jähriger zum Küster und Organisten für die Pfarre St. Michael berufen. Bereits seit seinem 10. Lebensjahr machte er die Urlaubsvertretung für Küster Ludwig Willems, so dass ihm die Aufgabe nicht unbekannt war.

Seit dem 1. September 2000 übte er den Dienst als Organist und nicht mehr als Küster aus. Der Küsterdienst wurde von Joseph Toussaint bis zum 31. August 2004 und seit dem 1. September 2004 von Sylvie Weynand übernommen.

Seit 2011 war er als Organist für den gesamten Pfarrverband Bütgenbach zuständig und übte diese Tätigkeit zusammen mit Ralf Dederichs aus Konzen aus. Darüber hinaus half Christian in der Pfarre Nidrum, sowie regelmäßig im Pfarrverband Büllingen aus.

Als Kirchenmusiker für unseren Pfarrverband stellte er seit vielen Jahren den Liedplan für die Wochengottesdienste zusammen und legte dabei großen Wert darauf, die Lieder passend zum Tagesevangelium und zum Thema des Wochengottesdienstes auszuwählen. Auch war ihm wichtig, dass immer wieder neue Lieder im Gotteslob zum Einsatz kommen. Er legte Wert darauf, dass Konzertorganisten bei uns zu Besuch kamen, um ein Kirchenkonzert zu geben, was leider von vielen unbemerkt geblieben ist.

Neben seiner Aufgabe als Organist war er ebenfalls Chorleiter. Seit November 2007 leitete er den Kirchenchor St. Stefanus und seit Januar 2013 ebenfalls den Kirchenchor St. Odilia Berg, die unter seiner Regie immer mehr zu einer Einheit gefunden haben. Bereits seit 1998 leitete er den Männergesangverein St. Cäcilia Honsfeld. Er war zudem seit 1998 Mitglied des Musikverbandes Födekam, dessen Verwaltungsratsmitglied für die Chorkommission er seit 2007 war. Vor drei Jahren wurde er zum Vizepräsidenten des Verbandes gewählt.

Sein Lieblingslied im Gotteslob war "Ein Danklied sei dem Herrn" (GL 382), und hier vor allem die zweite Strophe, wo es heißt: "O sei zu seinem Lob nicht träge meine Seele, und wie er dich erhob, zu seinem Lob erzähle."  Sein Lieblingskomponist war Johann Sebastian Bach in einer Interpretation von Karl Richter aus München.

Der Pfarrverband Bütgenbach, sowie die Kirchenfabrikräte von Weywertz, Bütgenbach-Berg und Elsenborn danken ihm ganz herzlichen für seinen Dienst als Organist in den Kirchen und Kapelle des Pfarrverbandes und entbieten seiner Mutter, seinem Bruder und der ganzen Familie unser tief empfundenes Mitgefühl.   Als Pastor habe ich in den vielen Jahren seines Dienstes immer gut zusammenarbeiten dürfen.  Vielen Dank, Christian.        
Pastor Lothar Klinges.

Die Begräbnisfeier für Christian findet am Donnerstag, 11. August 2016, um 10 Uhr in der Pfarrkirche St. Michael, Weywertz statt.  Im Anschluss ist die Einäscherung. Die Totenwache findet am Mittwoch, 10. August, um 19 Uhr in Verbindung mit der Abendmesse in der St. Michaelskirche statt.            

    
Christian wurde im September 2015 aus Anlass seines 20-jährigen Dienstjubiläums in der
Pfarre St. Michael geehrt.


Nachruf, erschienen am 10. August 2016 im Kurier Journal

 

Predigt am Sonntag nach Christians Freitod.  (20. So i. J. C, 14. August 2016)

Liebe Mitchristen!

In den drei Jahrzehnten meines Priesterlebens musste ich schon viele Menschen zu Grabe begleiten, die sich das Leben genommen haben.

Der so tragische Tod von Christian vor genau einer Woche ist für mich ein unfassbarer Schock. Für mich, weil Christian als junger Organist mit 16 Jahren hier quasi mit mir angefangen hat, nur zwei Jahre, nachdem ich hier vor 23 Jahren in Weywertz eingeführt wurde. 21 Jahre haben wir gut zusammengearbeitet. Mit Blickkontakt, er auf der Orgelbühne, ich hier am Altar, haben wir so manchen Gottesdienst noch kurzfristig ändern müssen.  Er kannte mich, was mir im Gottesdienst am Herzen lag, ich kannte ihn, was ihm bei der Liturgie wichtig war.

Viele unter uns haben eine Geschichte mit Christian gehabt, eine längere oder eine kürzere, eine eher oberflächliche oder eine intensive.

Wie es dazu kommen konnte liegt vor uns wie viele kleine Mosaiksteinchen. Im Moment ist noch niemand imstande, aus den Mosaiksteinchen ein Bild zu legen, zumindest ein abgeschlossenes. Die Entscheidung von Christian, sich das Leben zu nehmen, hinterlässt mich, uns mit vielen Fragen und mit einem großen Gefühl der Hilflosigkeit, der Ratlosigkeit, auch der Erbitterung, vor allem der Trauer und eines tiefen Schmerzes, der jetzt, eine Woche später, immer noch größer  wird. Kurz vor seinem Tod, in der Nacht von Samstag auf Sonntag ist er noch an seinem Arbeitsplatz gewesen, oben auf der Orgelbühne, um alles aufzuräumen.

Natürlich kennen wir alle Phasen in unserem Leben, wo nichts so läuft wie es soll und wir eher frustriert und depressiv als gut drauf sind, aber dass ein Leben so unerträglich werden kann, dass der Tod als das kleinere Übel erscheint, ist so etwas von schlimm!

Der Schock ist unerträglich... mehr denn ja! Ich suche nach Gründen. Was wir zu erklären vermögen, ist genauso schrecklich und lässt mich so hilflos zurück.

Manches lässt sich bei Christian nachvollziehen, hat er doch einen Abschiedsbrief hinterlassen. In welchem Maß er sein Leben für ausweglos gehalten hat, war für mich in dieser Tragik nicht abschätzbar. Wir können in keinen Menschen hineinschauen. Der andere ist immer ein Geheimnis, dessen innerstes Wesen, das, was wirklich in ihm vorgeht, uns verschlossen ist.  Wir können darin nicht lesen wie in einem aufgeschlagenen Buch. Wir erkennen den anderen nur, soweit er sich zu erkennen gibt. Es ist tröstlich zu wissen, dass einer da ist, der unser Herz kennt und das, was uns in unserem Tiefsten bewegt. Dieser eine - das ist Gott.

Und daraus folgt auch die Frage, die am meisten zusetzt und plagt. Hätte ich, hätten wir es irgendwie verhindern können?

Es wird sich nie letztendlich klären lassen, ob es möglich gewesen wäre, Christian zu helfen. Aber um in Frieden weiterleben zu können, muss ich diese Frage auch loswerden. Ich kann nicht sagen, dass irgendjemand Schuld hat an Christians Tod und doch werden wir immer wieder aneinander schuldig. Hier möge jeder selbst, ohne allzu viel Selbstgerechtigkeit  und Überheblichkeit, was die schlimmsten Übel von uns Menschn sind, mit sich selbst ins Reine kommen.

Christian hat beschlossen, sein Leben in Gottes Hand zu legen, so schreibt er in seinem Abschiedsbrief.   Bei Gott wird er finden, was er hier auf Erden vergeblich suchte. Ruhe, Frieden, einen Ort, wo er sich geliebt und angenommen fühlt und wo seine Sehnsucht gestillt wird.

Und so will ich Christian der Liebe Gottes anbefehlen in der Gewissheit,  dass er da, wo er jetzt ist, glücklich ist und das Heil, das er hier so sehr suchte ihn nun umfängt.  Amen.

 

Wir trauern um unseren Küster Bernard Jousten (ehrenamtlicher Küster der St. Odilia-Kapelle)

Bernard Jousten war nach dem Tod seiner Frau Sanni im Januar 2008 als ehrenamtlicher Küster die gute Seele in "seiner" Odilia-Kapelle Berg, für die er sich immer eingesetzt hat. Bis zuletzt vertrat er immer gerne unseren Küster Peter in der Kapelle. Ja, die Kapelle war seine zweite Heimat.

Vor zwanzig Jahren, im Frühjahr 1997, hat Bernard die heutigen Kreuzwegstationen zwischen Bütgenbach und Berg hergestellt und aufgestellt. Jedes Jahr zu Karfreitag gehen wir diesen Kreuzweg.  Vor 10 Jahren hat er auf Höhe der Weggabelung zum Pilgerort "Maria im Felde"  das Wegekreuz am Giesberg zusammen mit Sanni errichtet Ja, Bernard freute sich immer wieder etwas für die Gemeinschaft, für die Kirche tun zu dürfen.

Sonntag für Sonntag machte er den Kollektendienst. Alle Jahre wieder um 00.00 Uhr zu Silvester-Neujahr läutete er die Glocken, damit die feiernden Leute bei Sekt und Feuerwerk den Herrgott nicht vergessen.

Lieber Gerhard und Herbert, liebe Elfriede, liebe Enkelkinder,

Im Namen der Pfarre St. Stefanus und im Namen des Kirchenfabrikrates St. Stefanus möchte ich Euch mein herzliches Mitgefühl ausdrücken. 

Ich bewahre Bernard, wie auch seine liebe Frau Sanni, als herzensgute Menschen in Erinnerung, der mir stets hilfreich zur Seite standen.  Danke, Bernard.

Pastor Lothar Klinges

<< zurück


Pfarrbrief online

weiter ...

Aktuelle Artikel

weiter ...

Predigt-Archiv

weiter ...

Fotos Pfarrleben

weiter ...

Fotos Firmvorbereitung

weiter ...

Fotos Erstkommunionvorbereitung

weiter ...