Fünf Schautafeln erinnern an die Vinzentinerinnen

An das Wirken der Ordensfrauen erinnern

Die umfangreichen Bemühungen der „Vereinigung zum Erhalt des historischen Kulturgutes Bütgenbach-Berg“ zur Erstellung von fünf großen Schautafeln, die an das Wirken der Vinzentinerinnen in Bütgenbach erinnern, sind abgeschlossen und wurden am Samstag, 4. Juni 2016, um 20 Uhr auf dem Vinzentinerinnenplatz vorgestellt und gesegnet.

Hier die einzelnen Fototafeln

 

  Fotos von der Enthüllung und Segnung der Fototafeln am 4. Juni 2016

  Weitere Fotos zur Geschichte Bütgenbachs

 

Geschichte: Enthüllung am 4. Juni 2016 auf dem Vinzenterinnenplatz

Fünf Schautafeln erinnern an das Wirken der Vinzentinerinnen

Bütgenbach

Auf dem 2014 neu geschaffenen Vinzentinerinnen-Platz vor dem ehemaligen St. Josef-Krankenhaus in Bütgenbach werden am Samstag fünf große Schautafeln zu Ehren des 104-jährigen Wirkens der Vinzentinerinnen in Bütgenbach und Umgebung enthüllt und gesegnet.

von Lothar Klinges

Vor 32 Jahren, am 28. September 1984, verließen die letzten "Barmherzigen Schwestern" Bütgenbach und kehrten zum Mutterhaus in Köln zurück. Vor 22 Jahren erfolgte zum Leidwesen der hiesigen Bevölkerung der Abriss von Krankenhaus und Kloster.

Neben der Statue einer Vinzentinerin, die am 28. September 2014 enthüllt wurde, laden nunmehr fünf Schautafeln zu einer Auseinandersetzung mit einem Stück Regionalgeschichte ein. Gerade hier auf dem geschichtsträchtigen Boden des alten Marktortes Bütgenbach, wo einst die alte Pfarrkirche als Mutterkirche der Nordeifel stand und wo vor 20 Jahren das St. Josef-Krankenhaus abgerissen wurde, fehlen alle Zeugnisse aus jener Epoche. Mit dem Aufstellen der Tafeln  wird ein wichtiger Akzent der Erinnerung gesetzt, der die Lebensspuren der Vinzentinerinnen sichtbar werden lässt, die in die Dörfer der Bütgenbacher Gegend hinauszogen, Kranke, Alte und Waisen betreuten, sich um Notdürftige kümmerten und im Krankenhaus erstmals für eine organisierte Krankenpflege sorgten.

Vor genau 130 Jahren beantragten Bürger aus Bütgenbach in einem bewegenden Schreiben beim preußischen Innenministerium in Berlin, in Bütgenbach eine Klosterniederlassung eröffnen zu dürfen, da die hygienische Situation im damaligen "preußischen Sibirien" äußerst dramatisch war.

Seitdem hat das Wirken der Vinzentinerinnen die Menschen in der Nordeifel geprägt, denn eine organisierte Krankenpflege war zweifellos ein riesiger Fortschritt für das Wohlergehen der Leute.  Die Ärzte konnten nunmehr ihre Patienten an ein Krankenhaus überweisen, wo sie von geschulten Kräften gepflegt und versorgt wurden.

Bis zum heutigen Tag lebt die Erinnerung an die Anwesenheit der Gesellschaft der Vinzentinerinnen und ihren tatkräftigen Einsatz für die Kranken und Schwachen in der Bevölkerung weiter. Die Barmherzigkeit, die die Schwestern in ihrem Ordensnamen trugen, lag nicht allein in ihrem karitativen Tun, sondern auch in ihrer Präsenz, im stillen und diskreten Wachhalten der Ahnung von einem anderen Leben.  Damit das angesichts fehlender äußerer Zeichen auch in Zukunft so bleibt, haben sich einige Bürger der Gemeinde Bütgenbach zu einer "Vereinigung zum Erhalt von historischem Kulturgut der Ortschaften Bütgenbach und Berg" zusammengeschlossen, um Erinnerungstafeln an der Stelle zu errichten, wo bis 1994 das Krankenhaus St.Josef und das Kloster standen.  Manfred Dollendorf fand in  Herbert Heck einen weiteren Mitstreiter und zusammen mit Martha Limburg, Heinz Schwarz und Luc Halmes haben sie diese Idee in die Tat umgesetzt haben.

Diese Gruppe hat eine reich bebilderte ständige Ausstellung von 25 Fotos auf dem Vinzentinerinnenplatz zusammengestellt. Dabei konnte sie sich auf die Nachforschungen von Manfred Dollendorf berufen, der im Pfarrarchiv viele Einzelheiten gefunden hat, die von der "not-wendenden" Notwendigkeit einer Ordensgemeinschaft in Bütgenbach zeugen. Die überschaubaren Kosten beliefen sich auf rund 2.500 Euro und wurden von der Cera, der KBC-Bütgenbach, der Berger Dorfgruppe und der Interessengemeinschaft Bütgenbach getragen.

 

NACHGEFRAGT

Herbert Heck, Mitglied der Vereinigung

Wir führten ein Kurzgespräch mit Herbert Heck von der Vereinigung zum Erhalt von historischem Kulturgut der Ortschaften Bütgenbach und Berg.  Der 75-jährige Bütgenbacher ist Ehrenbürgermeister der Gemeinde Bütgenbach.

Herr Heck, wie kam es zu der Idee, fünf Schautafeln auf dem Vinzenterinnenplatz aufzustellen? 

Manfred Dollendorf hat den Stein ins Rollen gebracht. Er trat an mich heran, das Wirken der Vinzentinerinnen in Bütgenbach besonders hervorzuheben. Dabei ist er mit diesem Anliegen bei mir auf offene Toren gestoßen. Es war uns wichtig, dass das langjährige Wirken dieser Ordensfrauen nicht in Vergessenheit gerät. Anfangs hatten wir an einen Gedenkstein in der Friedhofsmauer gedacht.  Daraus ist die Statue einer Vinzentinerin geworden. Angesichts der vielen Fotos, die Manfred Dollendorf für seine Chronik über Bütgenbach gesammelt hat, sind wir dann auf die Idee gekommen, eine ständige Fotoausstellung an der hohen Mauer einzurichten, um nicht zuletzt auch dieser Mauer, über die ja viel geschrieben wurden, etwas von ihrer Wuchtigkeit zu nehmen.

Welche Erfahrungen haben Sie persönlichen mit den Vinzentinerinnen gemacht?

Mit den Vinzentinerinnen habe ich mehrere Berührungspunkte gehabt.  Meine Taufpatin war selbst Vinzentinerin, die ihr Noviziat im Kloster Bütgenbach absolviert hat und danach im Krankendienst des Klosters Xhoffraix tätig war.  Meine Schwester hat ihr Leben lang im Josefskrankenhaus gearbeitet, zuletzt als Pflegehelferin.  Deshalb war ich oft im Krankenhaus, auch zwei Mal als Patient.  Als Präsident der neu gegründeten Interkommunale des Krankenhauses Bütgenbach habe ich während acht Jahren mit den Schwestern eng zusammengearbeitet. 

Wie schätzen Sie die Erinnerung an 104 Jahre Klostergeschichte in Bütgenbach heute ein?

Wir leben in einer schnelllebigen und mobilen Zeit, so dass sich die Menschen ihr Krankenhaus in der näheren und weiteren Umgebung aussuchen. Damals war man froh, ein Krankenhaus in der Nähe zu haben.   Ich bin froh, dass es einen Ort gibt, der an die großartige Gottes- und Nächstenliebe der Vinzentinerinnen erinnert. Er kann doch nicht sein, ein Krankenhaus und Kloster abzureißen und dann zur Tagesordnung überzugehen. Es ist den Ordensfrauen zu verdanken, dass sich Vieles in Bütgenbach zum Guten verändert hat, denn das Wirken dieser Frauen für die Bevölkerung war sehr vielseitig.  Bei den älteren Menschen in Bütgenbach ist die Erinnerung noch sehr wach. Die jüngeren Menschen haben diese Zeit nicht mehr gekannt. Daher fehlt ihr der Bezug dazu.

Wie sind die bisherigen Reaktionen auf die Initiative gewesen?

Die Reaktionen kommen vor allem von den Menschen, die sich noch an diese Zeit erinnern. Sie alle freuen sich, dass es neben der Statue und dem Vinzentinerinnenplatz nunmehr auch eine ständige Fotoausstellung gibt.

Welche Bedeutung hat der Tag der Enthüllung der Schautafeln für Sie?

Es ist der krönende Abschluss eines zweijährigen Projektes. Da die meisten Menschen sich nicht unbedingt die Zeit nehmen, Texte zu lesen, haben wir uns für fünf Fototafeln mit kurzen Erläuterungen entschieden.  Der Ort befindet sich in der Nähe des Friedhofes, der von vielen Menschen besucht wird und daher wie geschaffen ist, innenzuhalten und sich zu erinnern.

Stehen weitere Projekte der "Vereinigung zum Erhalt von historischem Kulturgut" in Bütgenbach-Berg an?

Die Fotoausstellung ist ausbaubar, denn die Friedhofsmauer ist sehr lang. In Zusammenarbeit mit der Interessensgemeinschaft Bütgenbach-Berg (IG) laufen Planungen, Schautafeln in Bütgenbach aufzustellen, entweder an den verschiedenen geschichtsträchtigen Orten oder zentral auf dem Marktplatz. Es soll auch ein Katalog von allen Denkmälern in Bütgenbach sowie von den vielen Wegkreuzen erstellt werden.


 

  Fotos von der Einweihung des Vinzentinerinnenplatzes mit dem Denkmal

 

Anerkennung: Ein Denkmal für 100 Jahre Dienst an der Bevölkerung

Bütgenbach dankt den Vinzentinerinnen

Mehr als 100 Jahre wirkten sie in Bütgenbach und Umgebung.  Vor 30 Jahren verließen sie die Nordeifel. Damals ging eine lange, wirkungsreiche Zeit, eine Zeit des Friedens und zweier Weltkriege, eine Zeit des blühenden Klosterlebens und der gelebten Solidarität im Sinne des Gründers zu Ende.

von Lothar Klinges

Nunmehr soll den Vinzentinerinnen am Ort ihres langen Wirkens, dem ehemaligen Krankenhaus St. Josef ein Denkmal in Form einer Statue eine besondere Anerkennung zuteilwerden. Ein Denkmal, das zum Denken und Danken anregen soll, erklärte Manfred Dollendorf, der Initiator dieser Idee, die er nunmehr mit mehreren Mitstreitern und in Zusammenarbeit mit der Zivilgemeinde in die Tat umgesetzt hat. Ende September soll die Statue, die eine Vinzentinerin und ein verletztes Kind darstellt, in Verbindung mit dem Festtag des Ordensgründers, des hl. Vinzenz von Paul, im Rahmen einer Feierstunde enthüllt und gesegnet werden.

"Aus dieser bewegten Zeit sind keine äußerlichen Zeichen der Erinnerung mehr vorhanden", erklärte Manfred Dollendorf den Grund seiner Initiative. Das alte Krankenhaus mit dem Kloster der "Genossenschaft der Töchter der christlichen Liebe vom Heiligen Vinzenz von Paul" wurde  vor genau 20 Jahren vollständig abgerissen. "Die vergangene Zeit können wir nicht festhalten, wir können aber Zeichen der Erinnerung und Dankbarkeit setzen", betonte der 71-jährige Bütgenbacher, der im vergangenen Jahr nach jahrelangen intensiven Forschungen zur wechselvollen Geschichte seines Dorfes das Werk "Bütgenbach, ein Dorf im Wandel der Jahrhunderte" herausgegeben hat. "Wir wollen die Arbeit der Vinzentinerinnen würdigen, die eine große Pionierarbeit in der Gesundheitsfürsorge der Nordeifel geleistet haben."

Als die "Töchter der christlichen Liebe", die 1852 in Köln ihren Dienst aufnahmen,  im Jahr 1880 nach Bütgenbach kamen, war das Eifeler Land ein armes Gebiet. Mehr noch: es herrschte eine Typhusepidemie mit mehreren Todesfällen in Bütgenbach.  In dieser Notsituation wandte sich  Pfarrer Wilhelm-Reiner Kratz an die Schwestern des hl. Vinzenz von Paul in Köln mit der Bitte, Schwestern für die Kranken- und Armenpflege nach Bütgenbach zu entsenden. Aus der Niederlassung der Genossenschaft in Xhoffraix eilten einige Schwestern zu Fuß nach Bütgenbach und leisteten wertvolle Dienste in der Krankenversorgung.

Weil sich die hygienische Situation im damaligen "preußischen Sibirien" als dramatisch darstellte, beantragten im Jahre 1886 Bürger aus Bütgenbach in einem Schreiben beim preußischen Innenministerium in Berlin, in Bütgenbach eine Klosterniederlassung eröffnen zu dürfen.  Zunächst wurde den Ordensfrauen im Hause Heinen in der heutigen Hofstraße eine vorläufige Unterkunft zur Verfügung gestellt. Als 1890 die positive Antwort aus Berlin eintraf, startete der neue Pfarrer von Bütgenbach, Hubert-Josef Goerdten, mit dem Vorhaben, ein Kloster mit Pflegeheim zu bauen, welches 1891 eingeweiht wurde.  Bereits im Jahr 1900 wurde der bestehende Bau aus Platzmangel mit einem Trakt von 24 Metern Front entlang der Straße nach Elsenborn erweitert, und nur elf Jahre später kam es zu einer dritten Erweiterung. In dieser Bauphase erhielten die Ordensfrauen eine Kapelle.

Seit 1894 übernahmen die Vinzentinerinnen die Pflege von Kindern mit einer geistigen Behinderung. Während der beiden Weltkriege dienten das Kloster und das St. Josef-Krankenhaus als Lazarett. Die Schwestern pflegten unzählige verletzten Soldaten und Zivilisten und halfen bis zur Erschöpfung in der ambulanten Krankenpflege. Im Zuge des Zweiten Weltkrieges wurden ebenfalls Flüchtlinge und Heimatlose aufgenommen und gepflegt, so auch die Karmeliterinnen aus Bonn, die 1941 Unterschlupf im Nordflügel des Gebäudes fanden.  Auch während der Evakuierung Bütgenbachs blieben die Schwestern im Ort, um die Kranken und Verletzten weiter betreuen zu können.

Auch wurde im Haus ein Kindergarten eröffnet, der von den Ordensfrauen geleitet wurde. Nähkurse wurden für die Bevölkerung organisiert. Außerdem gründeten die Vinzentinerinnen den "Marienverein", um die jungen Mädchen auf die Zukunft vorzubereiten. Ein jährlich stattfindendes Theaterspiel wurde mit viel Einsatzfreude sowohl bei den Ordensfrauen als auch bei den Mädchen aufgeführt.  "Aufopferungsvoll haben die Schwestern in der Krankenpflege gearbeitet. Ihr beispielloser Einsatz rund um die Uhr gehörte zu ihrer Berufung", berichtet Manfred Dollendorf.  "Unfälle jeglicher Art wurden zu jeder Tages- und Nachtzeit behandelt."   

Das Wirken der Vinzentinerinnen hat die Menschen in der Nordeifel geprägt, denn eine organisierte Krankenpflege war zweifellos ein riesiger Fortschritt für das Wohlergehen der Leute.  Die Ärzte konnten nunmehr ihre Patienten an ein Krankenhaus überweisen, wo sie von geschulten Kräften gepflegt und versorgt wurden.  "Dafür verdienen sie unsere Anerkennung und Dankbarkeit", betont Manfred Dollendorf mit Nachdruck.

Auch wenn die Direktion in der 1960er Jahren das Krankenhaus durch Umbauten optimierte, verschlechterten sich die Bilanzen. Bei wirtschaftlichen Engpässen sprang so manches Mal das Mutterhaus der Vinzentinerinnen in Köln in die Bresche.

Der belgische Staat verlangte aber immer mehr strukturelle Verbesserungen. Um das Jahr 1970 wandte sich die Oberin  mit ihren Sorgen an den Bütgenbacher Bürgermeister. Erst sieben Jahre später, am 1. Juli 1977, übernahm eine  Interkommunale der Gemeinden Bütgenbach und Büllingen die Leitung des Hauses. In dieser Zeit arbeiteten noch sieben Ordensfrauen im Krankenhaus und Altenheim. "Mit viel Einsatz und Herzblut kämpften ab sofort die neue Leitung der Trägergesellschaft und die Bürgermeister aus  Bütgenbach und  Büllingen um  den Erhalt der sozialen Einrichtung", weiß Manfred Dollendorf zu berichten.

Aber auch die Genossenschaft der Vinzentinerinnen hatte mit dem mangelnden Ordensnachwuchs im Rheinland zu kämpfen. Im September 1984 kehrten die letzten Ordensfrauen zum Mutterhaus in Köln zurück.

Damit ging eine 104-jährige Tätigkeit der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul in Bütgenbach und Umgebung zu Ende. "Ihre Anwesenheit und ihr tatkräftiger Einsatz war ein Segen für die Bevölkerung, und ihr Weggang hinterließ eine große Lücke", unterstreicht Manfred Dollendorf.  "Die prägende Anwesenheit der Ordensfrauen im Leben des Dorfes gab den Menschen der gesamten Gegend Sicherheit. Für ihre dienende Liebe in der Nachfolge Jesu möchten wir ihnen Hochachtung, Anerkennung, Dank und Respekt entgegen bringen."

 

Segensfeier am 28. September 2014 auf dem Vinzentinerinnen-Platz

Eine Vinzentinerin mit Flügelhaube und Kind

Bis zum heutigen Tag lebt die Erinnerung an die einfache Anwesenheit und den tatkräftigen Einsatz für die Kranken und Schwachen der Gesellschaft der Vinzentinerinnen in der (älteren) Bevölkerung weiter.  Die Barmherzigkeit, die die Schwestern in ihrem Ordensnamen trugen, lag nicht allein in ihrem karitativen Tun, sondern auch in ihrer Präsenz, im stillen und diskreten Wachhalten der Ahnung von einem anderen Leben.  Dass das angesichts fehlender äußerer Zeichen auch in Zukunft so bleibt, haben sich einige Bürger der Gemeinde Bütgenbach zusammengeschlossen, um ein Denkmal an der Stelle zu errichten, wo bis 1994 das Krankenhaus St.Josef und das Kloster standen.  Dieser Ort soll den Namen "Vinzentinerinnenplatz" erhalten. 

Die Gruppe um Manfred Dollendorf hat den Künstler Klaus Gehlen aus Mützenich gewinnen können, der die ausdrucksvolle Statue einer Ordensfrau mit verletztem Kind aus Bronze gegossen hat.  "Wir hatten uns eine engagierte und arbeitssame Ordensfrau vorgestellt, die Lebensfreude aus ihrer dienenden Liebe ausstrahlt", erklärt Manfred Dollendorf.  Auch sollte sie als Kopfbedeckung die gewaltige "Flügelhaube" tragen. Bis in die 1960er Jahre trugen die Vinzentinerinnen diese Kopfbedeckung aus weißem Leinen. Inspiriert von der Tracht französischer Landmädchen, gab es sie als runde Flügelhaube oder in einer spitz zulaufenden Form. Im Alltag konnte das Tragen der Flügelhaube kaum ein Vergnügen gewesen sein.  Die Flügelhaube wurde schließlich durch den Schleier abgelöst.

Bei seinen Nachforschungen zum Kapitel Kloster und Krankenhaus St.Josef fand Manfred Dollendorf im Pfarrarchiv viele Einzelheiten, die von der "notwendenden" Notwendigkeit einer Ordensgemeinschaft in Bütgenbach zeugen. "Da aber nichts mehr an das ehemalige Kloster erinnert, suchte ich einige Mithelfer, um diese Idee in die Tat umzusetzen", erklärte Manfred Dollendorf. Als die Gruppe  das Projekt Bürgermeister Emil Dannemark vorstellte, gab es zunächst "vorsichtigen Optimismus." Der Bürgermeister stellte das Vorhaben dem Gemeinderat vor, der bereit war, die Hälfte der Kosten in Höhe von 8.000 Euro zu tragen. Die restlichen Kosten übernahmen die Heck-Versicherungen AG, die Pfarren Bütgenbach und Weywertz, sowie Manfred Dollendorf aus dem Erlös des Buchverkaufs, da Kurt Andres, Josef Brandenburg und Marcel Paulet auf ihre Kosten verzichteten. Vor einigen Wochen fertigten Josef Brandenburg und Manfred Dollendorf den Sockel für die Statue an. 

In Verbindung mit dem Gedenktag des hl. Vinzenz von Paul am 27. September, findet nach dem Festgottesdienst am Sonntag, dem 28. September, die feierliche Enthüllung und Segnung der Statue statt. (kli)

 

Bronze-Statue einer Vinzentinerin mit Kind in Bütgenbach enthüllt

"Den Menschen viel Licht und Wärme gespendet" 

Auf dem neu geschaffenen Vinzentinerinnen-Platz vor dem ehemaligen St.Josef-Krankenhaus in Bütgenbach wurde am Sonntag ein Denkmal zu Ehren des 104-jährigen Wirkens der Vinzentinerinnen in Bütgenbach und Umgebung enthüllt und gesegnet. Vor genau 30 Jahren, am 28. September 1984, verließen die letzten  "Barmherzigen Schwestern" Bütgenbach.

von Lothar Klinges

In Begleitung des Kgl. Musikvereins Burgklänge begaben sich die zahlreichen Kirchenbesucher nach dem Gottesdienst zum Vinzentinerinnen-Platz, wo beim Gesang des "Großer Gott, wir loben Dich" Joseph Brandenburg die neue Vinzentinerinnen-Statue und das Namensschild des Platzes enthüllte. Ein sehr bewegender Augenblick, bei dem spontan begeisterter Beifall einsetzte und so manche ihre Freudentränen nicht verbergen konnten.

Die Gruppe um Manfred Dollendorf hatte den Künstler Klaus Gehlen aus Mützenich gewinnen können, der die ausdrucksvolle Statue einer Ordensfrau mit verletztem Kind aus Bronze gegossen hatte. "Wir hatten uns eine engagierte und arbeitssame Ordensfrau vorgestellt, die Lebensfreude aus ihrer dienenden Liebe ausstrahlt", erklärte Manfred Dollendorf. Auch sollte sie als Kopfbedeckung die gewaltige "Flügelhaube" tragen.

Der Tag der Enthüllung war in mehrfacher Hinsicht symbolträchtig: Am 27. September begeht die Kirche das Fest des hl. Vinzenz von Paul, des Gründers der Vinzentinerinnen und Begründers der organisierten Caritas.  Die Enthüllung signalisierte aber auch das Ende einer Zeit fortschreitenden Vergessens und den Beginn einer Zeit, in der das Vermächtnis der Vinzentinerinnen geehrt wird und an die Gründung der organisierten Kranken- und Altenpflege in der Nordeifel im Jahr 1880 erinnert wird.   Manfred Dollendorf als Initiator dieses Projektes erläuterte den Werdegang des Einsatzes der Vinzentinerinnen von 1880 bis 1984 und dankte allen Mitarbeitern für die Durchführung dieser Idee.

Im Beisein von Sr. Bernhardine, Sr. Balbina und Sr. Simone aus dem Provinzhaus in Köln, dankte Sr. Christine, die stellvertretende deutsche Provinzoberin der Vinzentinerinnen, im Namen aller Mitschwestern den Initiatoren und dem Künstler. "Es ist eine sehr großherzige Geste, Anerkennung und Wertschätzung uns, aber auch den Menschen gegenüber, die hier mit den Schwestern gelebt, gearbeitet und gebetet haben. Wir spüren, dass hier der vinzentinische Geist noch sehr lebendig ist, weil auch hier die Menschen am Rande nicht vergessen sind."

Mit der Statue einer Vinzentinerin ist ein Symbol geschaffen worden, das zum Innehalten und Nachdenken anregen soll, indem es die Bütgenbacher Bevölkerung an den Einsatz der Ordensfrauen erinnert, indem es mahnt, dass der Einsatz für die Mitmenschen und die Nächstenliebe wertvolle Tugenden sind, derer es gerade in einer globalisierten Welt mehr denn je bedarf.

"Dass heute die Sonne scheint, kann kein Zufall sein", meinte Bürgermeister Emil Dannemark anlässlich der Enthüllung der Statue im Beisein des Gemeindekollegiums und mehrerer Gemeinderatsmitglieder. "Die Vinzentinerinnen haben in ihrer 104-jährigen Tätigkeit in der Gemeinde Bütgenbach den Menschen sehr viel Licht und Wärme gebracht. Sie haben vielen Menschen Mut, Kraft und Trost gespendet." Der Bürgermeister dankte den vielen Ordensfrauen, die hier gewirkt haben. Er erinnerte daran, dass es finanzielle Zwänge aber auch die Reformen auf föderaler Ebene waren, die dazu geführt haben, das Krankenhaus in Bütgenbach zu schließen. Er freute sich aber über ein Abkommen, dass als Ausgleich für die Schließung des Krankenhauses, in Bütgenbach ein Gebäude für die Altenpflege zur Verfügung gestellt werden sollte.  So ist das Alten- und Pflegeheim "Hof Bütgenbach" eine wertvolle Einrichtung, um den Menschen ihre letzten Jahre lebenswert zu gestalten. Der Bürgermeister betonte, dass die Gemeinde Bütgenbach voll und ganz hinter diesem Projekt steht. Den Dienst der Schwestern könne man zwar nicht mit Zahlen beziffern, jedoch bei einem Durchschnitts-Jahresgehalt für eine Person von 35.000 Euro käme man für die 104 Jahre auf 3.640.000 Euro pro Person.  Was heute hier eingesegnet werde, sei zwar eine bescheidene, aber außerordentlich große Wertschätzung den Schwestern gegenüber.  Er dankte Manfred Dollendorf als Motor dieser Initiative, der einige Mitstreiter um sich geschart hat, darunter Joseph Brandenburg, die beide Ehrenbürgermeister und den Pastor, und überreichte im Namen der Gemeinde den Ordensfrauen eine Ehrenurkunde und das Buch "Bütgenbach im Wandel der Jahrhunderte" von Manfred Dollendorf.

Die Statue und der Name des Platzes laden zu einer Auseinandersetzung mit einem Stück Regionalgeschichte ein. Gerade hier auf dem geschichtsträchtigen Boden des alten Marktortes Bütgenbach, wo einst die alte Pfarrkirche als Mutterkirche der Nordeifel und wo vor knapp 20 Jahren das St.Josef-Krankenhaus abgerissen wurde, fehlen alle Zeugnisse aus jener Epoche. Mit dem Aufstellen der Statue  wird somit ein wichtiger Akzent der Erinnerung gesetzt, der die Lebensspuren der Vinzentinerinnen sichtbar werden lässt, die in die Dörfer der Bütgenbacher Gegend hinauszogen, Kranke, Alte und Waisen betreuten, sich um Notdürftige kümmerten und im Josefskrankenhaus für eine organisierte Krankenpflege sorgten.

NACHGEFRAGT

Manfred Dollendorf, Initiator

Aus der Feder von Manfred Dollendorf entstand im vergangenen Jahr ein umfangreiches Nachschlageweg zur Geschichte des altes Marktortes Bütgenbach. Als der heute 71-jährige Vater von zwei Töchtern 2003 in den Ruhestand trat, fasste er den Plan,  sich intensiv mit der Geschichte seines Heimatortes zu beschäftigen.

Herr Dollendorf, wie kam es zu der Idee, eine Vinzentinerinnen-Statue in Bütgenbach zu errichten? 

Bei den Recherchen zum Kapitel über das Kloster in meinem Buch über Bütgenbach, war ich von dem Einsatz vieler Personen für das Kloster und Krankenhaus tief beeindruckt. Zur Gründung leistete der amtierende Pfarrer Gördten ein enormes Pensum an Arbeit, um den Bau finanziell abzusichern. Es folgte der unermüdliche Einsatz der Schwestern. Letztendlich haben die Bürgermeister der fusionierten Gemeinden Büllingen und Bütgenbach in ihren Räten sowie auf allen politischen Ebenen mit viel Aufwand und  Hingabe für den Erhalt des Klosters und des Krankenhauses gekämpft. Besonders nachhaltig haben mich allerdings die Fotos des Abrisses betroffen gemacht. Nichts ist übrig geblieben. Zuerst war angedacht, eine Gedenktafel aus Stein zu erstellen, dann folgte die Idee einer Büste. Letztendlich setzte sich im Arbeitsteam der Gedanke durch, dass eine Statue die Arbeit der Schwestern besser veranschaulichen würde.

Welche persönlichen Erfahrungen haben Sie mit den Vinzentinerinnen gemacht?

Ich habe im Kloster das Licht der Welt erblickt und den Kindergarten bei den Ordensfrauen besucht. Während einigen Jahren war ich aktiver Messdiener in der Klosterkapelle. Ich wurde im Kloster operiert und meine Mutter ist dort verstorben.

Wie schätzen Sie die Erinnerung an 104 Jahre Klostergeschichte in Bütgenbach heute ein?

Die Erinnerungen an die Vinzentinerinnen sind in der älteren Bevölkerung noch immer sehr wach. Die Schwestern waren sehr stark mit dem Dorf und der Umgebung verbunden. Sonntags besuchten sie immer das Hochamt in der Bütgenbacher Stefanus-Pfarrkirche.

 Wie sind die bisherigen Reaktionen auf Ihre Initiative gewesen?

Die Reaktionen auf meine Idee, ob mündlich oder schriftlich, waren alle mehr als positiv. In einer Arbeitsgruppe haben wir die Initiative dann in die Tat umgesetzt.  Ich habe den Eindruck, dass die Menschen in der Tat froh sind, nun eine sichtbare Erinnerung an die Klostergemeinschaft zu haben.

Welche Bedeutung hat der Tag der Enthüllung der Statue für Sie persönlich?

Ein Traum, ein Herzenswunsch geht durch die gute Zusammenarbeit mit vielen Helfern in Erfüllung, und den Schwestern wird nochmals gedankt. Dass Bütgenbach nun sogar einen  "Vinzentinerinnen-Platz" besitzt, ist schon eine große Ehre für Alle.

 

Künstler Klaus Gehlen schuf die Statue

Der Weg von der Idee zum einzigartigen Werk

Der Künstler Klaus Gehlen aus Mützenich ist in der Region kein Unbekannter.  Erst im vergangenen Jahr schuf er auf dem zentralen Kirchplatz in Elsenborn ein bemerkenswertes Kunstwerk mit mehreren Identifikationssymbolen der Ortschaft: ein Wasserspiel mit einem Kessel ("Keißel")  mit einigen Krähen ("Krohnen").

Auch die Bütgenbacher Arbeitsgruppe um Manfred Dollendorf hat sich für den 59-jährigen freischaffenden Bronze-Skulpteur und Bildhauer entschieden, der von 1966 bis 1973 eine Gestaltungslehre bei dem akademischen Kunstmaler Paul Siebertz in Monschau durchlief.  Es folgte eine Ausbildung zum Holzbildhauer bei Bonifatius Stirnberg in Aachen, wo er bis 1996 als Skulpteur tätig war, bevor er sich schließlich als freischaffender Bronze-Skulpteur und Bildhauer selbstständig machte.

Klaus Gehlen arbeitet in Stein, Keramik und Holz und hat sich überdies in seinem Atelier in seinem Heimatort Müntzenich eine eigene Bronzegießerei eingerichtet und verfügt über tiefe Kenntnisse der Gusstechnik. 

Am Anfang stand die Idee einer engagierten, arbeitssamen und Lebensfreude ausstrahlenden Ordensfrau. Sie sollte die damals typische Kopfbedeckung, eine Flügelhaube tragen.  Zunächst wurde ein Tonmodell hergestellt, von dem Gipsformen abgenommen wurden. Daraus wurden Wachspositive hergestellt, die in Feinarbeit für die spätere Gussform aufbereitet wurden. Die Wachsteile wurden in Gussmasse eingebettet. Zum Ausschmelzen des Wachses kamen die entstandenen Blöcke in den Ofen. Für bessere Stabilität beim Gießen wurden die ausgebrannten Gussformen in Sand gestampft. Der Bronzeguss erfolgte bei 1.200°C. Nach dem Abkühlen wurden die Gussformen zerschlagen und die Gussteile freigelegt. Die einzelnen Gussteile wurden zur Skulptur in ihrer Gesamtheit verschweißt. Als nächsten Schritt folgte das Ziselieren, die Feinarbeit am Metall nach althergebrachter Methode, bei der mit Hammer und Punzen die Oberfläche weich geformt wurde.  Schließlich wurde die Skulptur am Freitagnachmittag am Bestimmungsort aufgestellt.  Das Material Bronze ist nahezu unverrottbar und - bildlich gesprochen - für die Ewigkeit gemacht. (kli)

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